Verkehrsrecht -

Autotechnik - Verständlich erklärt

Dieses Mal aus der Kategorie Fahrerassistenzsysteme: Spurassistenzsysteme

In der Sparte der Sicherheitssysteme werden von den Fahrzeugherstellern  kontinuierlich neue Techniken zur Serienreife gebracht.

CITROËN machte im vergangenen Jahr mit seinem neuen Sicherheitssystem AFIL Furore. Hinter dem Begriff AFIL verbirgt sich die Abkürzung: „Alarm bei Fahrbahnabweichung per Infrarot-Linienerkennung“. Gemeint ist ein innovativer Spurhalte-Assistent, der den Fahrer bei ungewolltem Überfahren einer Spurbegrenzung informiert.

Beim AFIL, den man mit Hilfe eines Schalters in der Armaturentafel aktivieren kann, geschieht dies durch Vibrationen im Fahrersitz. In der vorderen Stoßfängerabdeckung sind Infrarotsensoren eingebaut, die kontinuierlich die Straße abtasten. Die Sensoren geben die Messdaten an ein Steuergerät weiter, das die Daten auswertet und bei Bedarf, die im Fahrersitz integrierten Vibrationserzeuger aktiviert. Das System arbeitet auch bei denkbar schlechten Wetter- und Lichtverhältnissen, wie z.B. Schnee, Nebel, direkte Sonneneinstrahlung.

Kommt der Fahrer aufgrund von Sekundenschlaf oder einfach durch Unachtsamkeit von der Fahrbahn ab, reagiert das System sofort. Wird eine gestrichelte oder durchgehende Fahrbahnmarkierung auf der Straße ohne Betätigung des Blinkers überfahren, so wird der, der jeweiligen Seite zugeordnete Vibrationserzeuger aktiviert. Der Fahrer hat somit ausreichend Zeit, seine Fahrtrichtung zu korrigieren, um eine Gefahrensituation oder gar einen Unfall zu vermeiden.

Um lästige Störfunktionen des AFIL zu unterbinden, reagiert das System nur bei Fahrspurwechsel ohne Blinkerbetätigung und erst ab einer Fahrgeschwindigkeit von 80 km/h und darüber.

Ganz so neu ist die Idee und die Verwirklichung des Spurhalte-Assistenten nicht, denn im Nutzfahrzeugbereich wird die Unachtsamkeit und ein eventueller Sekundenschlaf des Fahrers schon seit geraumer Zeit überwacht.

Hier nennen sich die Systeme SPA, „Spurassistent“ oder LGS, „Lane Gard System“. Die Funktion dieser Systeme ist vergleichbar, allerdings wird bei dieser Technik der Fahrbahnbereich vor dem Fahrzeug mittels einer hinter der Windschutzscheibe angebrachten Videokamera erfasst und die Daten durch einen Hochleistungsrechner ausgewertet. Lenkt der Fahrer zu weit nach rechts oder links, ertönt aus dem jeweiligen Lautsprecher ein „Rattern“, wie es beim Überfahren von Markierungsnägeln in Baustellen entsteht. Durch dieses Geräusch lenkt der Fahrer intuitiv wieder in die richtige Richtung. Gefahrensituationen werden auch hier schon im Ansatz verhindert. DaimlerChrysler hat dieses System schon in vielen LKWs des Typ ACTROS realisiert. DaimlerChrysler arbeitet bereits an der Weiterentwicklung dieser Technik. Der Spurassistent soll in Zukunft aktiv eingreifen können. Ermöglichen kann dieser Schritt die von DC schon im Jahre 2001 präsentierte Technik „Steer-by-wire“.

Mittels Kameraerfassung der Fahrbahn, Sensoren, Prozessoren, Servo- und Stellmotoren können dann die zur Fahrspureinhaltung notwendigen Lenkmanöver automatisch vorgenommen werden.

Der Vollständigkeit halber soll hier noch eine andere Technik zur Verhinderung des Sekundenschlafs Erwähnung finden. Unabhängig von der Position des Fahrzeuges innerhalb der jeweiligen Fahrbahn kündigen Puls, Blutdruck und Atmung einen Sekundenschlaf an. Mit dieser Erfahrung aus dem Bereich der Medizintechnik sind die Unternehmen BIOSYS AB und TRW Automotive Electronics and Components gemeinsam zu einer Weiterentwicklung der bekannten Sitzplatzbelegungserkennung gekommen. Durch berührungsloses Messen von Puls und Blutdruck kann die Fahrfähigkeit des Fahrers ermittelt und bewertet werden. Trotz Bewegungen des Fahrers und dynamischen Einflüssen durch den Fahrbetrieb wurde in zahlreichen Versuchen bewiesen, dass dieses System zuverlässig arbeitet. Da sich dieser Zustand des Fahrers schon lange vor einer möglichen Gefahrensituation erfassen lässt, wird durch das System keine Sofortreaktion generiert, sondern es wird versucht, den Zustand des Fahrers positiv zu beeinflussen. Dies kann mit Hilfe von Kaltluft oder eines anregenden Duftes durch die Klimaanlage geschehen.

Fazit:
Die beschriebenen Systeme können nachweislich zur Reduzierung der Häufigkeit und Intensität von Unfällen, bedingt durch Unachtsamkeit oder Sekundenschlaf beigetragen und besitzen ein enormes Potential zur Weiterentwicklung.

Quelle: Moser - Techniklexikon (Beitrag Nr. 2) vom 25.10.06