6/12.5 Gegenmaßnahmen

Da die Abmahnung zur Personalakte des Arbeitnehmers genommen wird und eine missbilligende Äußerung des Arbeitgebers dokumentiert, ist sie geeignet, den Arbeitnehmer in seinem beruflichen Fortkommen und in seinem Persönlichkeitsrecht zu beeinträchtigen.43) Vgl. BAG, Urt. v. 30.05.1996 - 6 AZR 537/95, NZA 1997, 145; LAG Rheinland-Pfalz, Urt. v. 08.11.2018 - 4 Sa 451/17, juris; LAG Hamm, Urt. v. 25.09.2009 - 19 Sa 383/09, DRsp Nr. 2010/8097. Immerhin erfährt jeder, der Einblick in die Personalakte nimmt, dass dem Arbeitnehmer ein Fehlverhalten vorgeworfen wurde, das den Bestand des Arbeitsverhältnisses gefährdet hat.

Zeitablauf

Erschwerend kommt hinzu, dass eine Abmahnung nicht allein aufgrund Zeitablaufs nach einer bestimmten Regelfrist wirkungslos wird (diskutiert werden Zeiträume ab 16 Monaten).44) Vgl. Schrader, NZA 2011, 180; BAG, Urt. v. 10.10.2002 - 2 AZR 418/01, DB 2003, 1797 : 3,5 Jahre alleine reichen nicht; LAG Rheinland-Pfalz, Urt. v. 03.02.2016 - , schnellbrief 2016, 131: sieben Jahre. Vielmehr müssen weitere Umstände des Einzelfalls hinzutreten - je schwerer eine Pflichtverletzung wiegt, desto länger kann sie für die Beurteilung des Arbeitnehmers von Bedeutung sein. Ein auf nur geringer Nachlässigkeit beruhender Ordnungsverstoß kann seine Bedeutung für das Arbeitsverhältnis deutlich eher verlieren als ein Fehlverhalten, das geeignet ist, das Vertrauen in die Integrität des Arbeitnehmers erheblich zu beeinträchtigen.