LSG Nordrhein-Westfalen - Beschluss vom 04.08.2021
L 5 P 556/21 B ER
Normen:
SGB V § 2 Abs. 1a S. 1; SGB V § 27 Abs. 1 S. 2 Nr. 3; SGB V § 31 Abs. 1 S. 1; GG Art. 2 Abs. 2; SGG § 86b Abs. 2 S. 2;
Vorinstanzen:
SG Köln, vom 17.06.2021 - Vorinstanzaktenzeichen S 12 KR 1005/21

Anspruch auf Gewährung des Arzneimittels Avastin zur Behandlung eines Glioblastomrezidivs als Sachleistung in der gesetzlichen Krankenversicherung im Wege des einstweiligen Rechtsschutzes im sozialgerichtlichen VerfahrenKein Vorrang des Arzneimittelzulassungsrechts bei der grundrechtsorientierten Leistungsauslegung

LSG Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom 04.08.2021 - Aktenzeichen L 5 P 556/21 B ER

DRsp Nr. 2021/13086

Anspruch auf Gewährung des Arzneimittels Avastin zur Behandlung eines Glioblastomrezidivs als Sachleistung in der gesetzlichen Krankenversicherung im Wege des einstweiligen Rechtsschutzes im sozialgerichtlichen Verfahren Kein Vorrang des Arzneimittelzulassungsrechts bei der grundrechtsorientierten Leistungsauslegung

Der vom BSG in der Entscheidung vom 13.12.2016 - B 1 KR 10/16 R - formulierte Vorrang des Arzneimittelzulassungsrechts ist mit den Vorgaben zum Einsatz neuer Behandlungsmethoden bei lebensbedrohlichen oder regelmäßig tödlichen Erkrankungen jedenfalls in seiner Allgemeinheit nicht zu vereinbaren.

Tenor

Die Beschwerde der Antragsgegnerin gegen den Beschluss des Sozialgerichts Köln vom 17.06.2021 wird mit der Maßgabe zurückgewiesen, dass der Tenor wie folgt gefasst wird:

"Die Antragsgegnerin wird verpflichtet, der Antragstellerin bis zu einer rechtskräftigen Entscheidung in der Hauptsache sechs Gaben des Arzneimittels Bevacizumab (Avastin) zur Behandlung des Glioblastomsrezidivs nach jeweiliger ärztlicher Verordnung als Sachleistung zu gewähren."

Die Antragsgegnerin trägt die notwendigen außergerichtlichen Kosten der Antragstellerin auch im Beschwerdeverfahren.

Normenkette:

SGB V § 2 Abs. 1a S. 1; SGB V § 27 Abs. 1 S. 2 Nr. 3; SGB V § 31 Abs. 1 S. 1; GG Art. 2 Abs. 2; SGG § 86b Abs. 2 S. 2;

Gründe

I.