BAG - Urteil vom 19.12.2013
6 AZR 190/12
Normen:
Richtlinie 2000/78/EG des Rates (vom 27. November 2000) zur Festlegung eines allgemeinen Rahmens für die Verwirklichung der Gleichbehandlung in Beschäftigung und Beruf (RL 2000/78/EG) Art. 2 Abs. 2 Buchst. a; Richtlinie 2000/78/EG des Rates (vom 27. November 2000) zur Festlegung eines allgemeinen Rahmens für die Verwirklichung der Gleichbehandlung in Beschäftigung und Beruf (RL 2000/78/EG) Art. 5; Richtlinie 2003/94/EG der Kommission (vom 8. Oktober 2003) zur Festlegung der Grundsätze und Leitlinien der Guten Herstellungspraxis für Humanarzneimittel und für zur Anwendung beim Menschen bestimmte Prüfpräparate (RL 2003/94/EG) Art. 3 Abs. 2; Richtlinie 2003/94/EG der Kommission (vom 8. Oktober 2003) zur Festlegung der Grundsätze und Leitlinien der Guten Herstellungspraxis für Humanarzneimittel und für zur Anwendung beim Menschen bestimmte Prüfpräparate (RL 2003/94/EG) Art. 7 Abs. 5; Übereinkommen der Vereinten Nationen (vom 13. Dezember 2006) über die Rechte von Menschen mit Behinderungen - UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) Art. 1 Unterabs. 2; Übereinkommen der Vereinten Nationen (vom 13. Dezember 2006) über die Rechte von Menschen mit Behinderungen - UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) Art. 2 Unterabs. 4; Übereinkommen der Vereinten Nationen (vom 13. Dezember 2006) über die Rechte von Menschen mit Behinderungen - UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) Art. 27 Abs. 1 S. 2 Buchst. i; AGG § 1; AGG § 2 Abs. 4; AGG § 3 Abs. 1; AGG § 7 Abs. 1; AGG § 8 Abs. 1; AGG § 15 Abs. 2; AGG § 22; AGG § 23; Anlage 2 zur Bekanntmachung des Bundesministeriums für Gesundheit zu § 2 Nr. 3 der Verordnung über die Anwendung der Guten Herstellungspraxis bei der Herstellung von Arzneimitteln und Wirkstoffen und über die Anwendung der Guten fachlichen Praxis bei der Herstellung von Produkten menschlicher Herkunft (Arzneimittel- und Wirkstoffherstellungsverordnung - AMWHV vom 27. Oktober 2006 - EG-GMP Leitfaden) Nr. 2.15;
Fundstellen:
AP AGG § 2 Nr. 3
ArbRB 2014, 1
ArbRB 2014, 67
AuR 2014, 158
AuR 2014, 39
BAG-Pressemitteilung Nr. 78/13
BAGE 147, 60
BB 2014, 115
BB 2014, 562
DB 2014, 19
DB 2014, 6
DStR 2014, 13
EzA-SD 2014, 3
GmbHR 2014, 42
MDR 2014, 16
MDR 2014, 547
NJW 2014, 1470
NJW 2014, 8
NVwZ 2014, 8
NZA 2014, 372
NZA 2014, 6
NZA-RR 2014, 289
NZA-RR 2014, 6
Vorinstanzen:
LAG Berlin-Brandenburg, vom 13.01.2012 - Vorinstanzaktenzeichen 6 Sa 2159/11
ArbG Berlin, vom 21.07.2011 - Vorinstanzaktenzeichen 17 Ca 1102/11

Diskriminierung durch Wartezeitkündigung wegen symptomloser HIV-Infektion

BAG, Urteil vom 19.12.2013 - Aktenzeichen 6 AZR 190/12

DRsp Nr. 2014/103

Diskriminierung durch Wartezeitkündigung wegen symptomloser HIV-Infektion

1. Eine ordentliche Kündigung, die einen Arbeitnehmer, auf den das Kündigungsschutzgesetz (noch) keine Anwendung findet, aus einem der in § 1 AGG genannten Gründe diskriminiert, ist nach § 134 BGB iVm. § 7 Abs. 1, §§ 1, 3 AGG unwirksam. § 2 Abs. 4 AGG steht dem nicht entgegen. 2. Eine symptomlose HIV-Infektion hat eine Behinderung im Sinne des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes zur Folge. Das gilt so lange, wie das gegenwärtig auf eine solche Infektion zurückzuführende soziale Vermeidungsverhalten sowie die darauf beruhenden Stigmatisierungen andauern. Orientierungssätze: 1. § 2 Abs. 4 AGG regelt für Kündigungen nur das Verhältnis zwischen dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz und dem Kündigungsschutzgesetz sowie den speziell auf Kündigungen zugeschnittenen Bestimmungen. Die zivilrechtlichen Generalklauseln werden dagegen von § 2 Abs. 4 AGG nicht erfasst. Ordentliche Kündigungen während der Wartezeit und in Kleinbetrieben sind deshalb unmittelbar am Maßstab des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes zu messen. Das ergibt sich aus der Gesetzgebungsgeschichte und dem Zweck des § 2 Abs. 4 AGG. Der Wortlaut der Bestimmung steht dem nicht entgegen.