Mandatssituation 10.4: Pflichtteilsberechtigter Vermächtnisnehmer

Autor: Kampa

Sachverhalt Checkliste Lösung Verfahren Muster

Die Mutter Ihres Mandanten ist verstorben. Sie war zum Zeitpunkt ihres Todes verwitwet und hinterließ zwei Söhne. Sie hat den Bruder Ihres Mandanten (Sohn 1) zum Alleinerben eingesetzt und Ihren Mandanten (Sohn 2) mit einem Vermächtnis bedacht. Sohn 1 hat Ihrem Mandanten bereits vollumfänglich Auskunft zum Nachlass der Mutter erteilt. Danach hat die Mutter einen Nettonachlasswert von 200.000 Euro hinterlassen. Der aktive Nachlass setzt sich ausschließlich aus Geldvermögen (Bankkonten/Wertpapiere etc.) zusammen. Sohn 1 hat Ihren Mandanten unter Fristsetzung aufgefordert, sich zum Vermächtnis zu erklären.

Ihr Mandant fragt, was jetzt zu tun ist. Welche Ansprüche stehen ihm zu?

Das notarielle Testament der Erblasserin enthält folgende Regelung: "Vermächtnisanordnung:Zu Lasten des Erben (Sohn 1) ordne ich vermächtnisweise an, dass mein Sohn 2 von meinem gesamten zum Todeszeitpunkt vorhandenen Geldvermögen einschließlich etwaiger Lebensversicherungen, soweit sie nicht durch namentliche Nennung eines konkreten Bezugsberechtigten einem Dritten zugewendet werden, abzgl. aller von mir herrührenden Schulden sowie der Beerdigungs- und Grabsteinkosten, jedoch ohne Abzug aller sonstigen Nachlassverbindlichkeiten i.S.d. § 1967 Abs. 2 BGB, die Hälfte erhält.