LSG Nordrhein-Westfalen - Urteil vom 28.04.2021
L 12 SO 324/20
Normen:
SGB XII § 102 Abs. 1 S. 1; SGB XII § 102 Abs. 3 Nr. 3; SGB XII § 116 Abs. 2; SGB X § 35 Abs. 1 S. 3; BGB § 421 S. 1; BGB § 1922 Abs. 1; BGB § 1924 Abs. 1; BGB § 1931 Abs. 1; BGB § 2032;
Fundstellen:
NZS 2021, 988
ZEV 2021, 628
ZEV 2021, 668
Vorinstanzen:
SG Detmold, vom 25.08.2020 - Vorinstanzaktenzeichen S 2 SO 107/20

Rechtswidrigkeit einer Heranziehung von Erben zum Kostenersatz gemäß § 102 SGB XIIErforderlichkeit der Ausübung von Ermessen

LSG Nordrhein-Westfalen, Urteil vom 28.04.2021 - Aktenzeichen L 12 SO 324/20

DRsp Nr. 2021/10943

Rechtswidrigkeit einer Heranziehung von Erben zum Kostenersatz gemäß § 102 SGB XII Erforderlichkeit der Ausübung von Ermessen

Der Sozialhilfeträger muss bei der Geltendmachung von Kostenersatz gemäß § 102 SGB XII gegenüber einer Mehrheit von Erben regelmäßig Ermessen ausüben, welchen Gesamtschuldner er in welcher Höhe in Anspruch nimmt.

Tenor

Auf die Berufung des Klägers wird das Urteil des Sozialgerichts Detmold geändert. Der Bescheid des Beklagten vom 05.12.2014 in der Gestalt des Widerspruchsbescheides vom 14.04.2015 wird aufgehoben.

Der Beklagte trägt die Kosten des Verfahrens in beiden Rechtszügen.

Die Revision wird nicht zugelassen.

Der Streitwert wird auf 31.346,91 Euro festgesetzt.

Normenkette:

SGB XII § 102 Abs. 1 S. 1; SGB XII § 102 Abs. 3 Nr. 3; SGB XII § 116 Abs. 2; SGB X § 35 Abs. 1 S. 3; BGB § 421 S. 1; BGB § 1922 Abs. 1; BGB § 1924 Abs. 1; BGB § 1931 Abs. 1; BGB § 2032;

Tatbestand

Der Kläger wendet sich gegen seine Heranziehung zur Erbenhaftung nach § 102 Zwölftes Buch Sozialgesetzbuch - Sozialhilfe (SGB XII).

Die Mutter des Klägers, Frau A Q (*00.00.1954), war seit 1993 neben ihrem Ehemann, Herrn B Q, dem Vater des Klägers, zur Hälfte Miteigentümerin einer Eigentumswohnung im Kreisgebiet des Beklagten. Als Sicherheit für die finanzierende Bank bestellten die Eheleute eine erstrangige Hypothek zugunsten der finanzierenden Bank.