BVerfG - Beschluß vom 03.11.1981
1 BvL 11/77; 1 BvL 85/78; 1 BvR 47/81
Normen:
BGB § 1934d Abs. 1, Abs. 2 ; GG Art. 2 Abs. 1 Art. 3 Abs. 1 Art. 6 Abs. 1, Abs. 5 Art. 14 Abs. 1 ;
Fundstellen:
BVerfGE 58, 377
DAVorm 1982, 168
EuGRZ 1982, 131
FamRZ 1982, 136
JuS 1982, 530
JZ 1982, 105
MDR 1982, 290
NJW 1982, 565
Rpfleger 1982, 57
ZblJugR 1982, 169
ZfSH 1982, 53
Vorinstanzen:
LG Dortmund, vom 23.05.1977 - Vorinstanzaktenzeichen 1 S 341/75
LG Köln, vom 25.08.1978 - Vorinstanzaktenzeichen 14 O 341/77
AG Kempten, vom 27.06.1980 - Vorinstanzaktenzeichen 3 C 492/79
LG Kempten, vom 10.12.1980 - Vorinstanzaktenzeichen S 1297/80

Verfassungsmäßigkeit des vorzeitigen Erbausgleichsanspruchs des nichtehelichen Kindes

BVerfG, Beschluß vom 03.11.1981 - Aktenzeichen 1 BvL 11/77; 1 BvL 85/78; 1 BvR 47/81

DRsp Nr. 1996/7153

Verfassungsmäßigkeit des vorzeitigen Erbausgleichsanspruchs des nichtehelichen Kindes

»1. Der Anspruch des nichtehelichen Kindes gegen seinen Vater auf vorzeitgen Erbausgleich (§ 1934 d Abs. 1 BGB) ist durch Art. 6 Abs. 5 GG gerechtfertigt.2. Die Regelung des § 1934d Abs. 2 BGB läßt hinreichenden Raum für die Berücksichtigung der Leistungsfähigkeit des nichtehelichen Vaters und ist deshalb geeignet, verfassungswidrige Ergebnisse (Verstoß gegen Art. 3 Abs. 1, Art. 6 Abs. 1 GG) zu vermeiden.«

Normenkette:

BGB § 1934d Abs. 1, Abs. 2 ; GG Art. 2 Abs. 1 Art. 3 Abs. 1 Art. 6 Abs. 1, Abs. 5 Art. 14 Abs. 1 ;

Gründe:

A. Die Verfahren betreffen die Frage, ob die Vorschrift des § 1934d BGB mit dem Grundgesetz vereinbar ist. Danach kann das nichteheliche Kind zwischen dem 21. und 27. Lebensjahr von seinem Vater einen vorzeitigen Erbausgleich verlangen.

I. 1. Seit der Reform des Nichtehelichenrechts durch das Gesetz über die rechtliche Stellung der nichtehelichen Kinder vom 19. August 1969 (BGBl I S.1243) - im folgenden: Nichtehelichengesetz (NEG) - ist das nichteheliche Kind mit seinem Vater rechtlich verwandt (hinsichtlich der früheren Rechtslage vgl. BVerfGE 56, 363 [364 f.]). Gleichzeitig wurde das gesetzliche Erbrecht des nichtehelichen Kindes nach seinem Vater geregelt (BVerfGE 44, 1 [3 f.]):