2. Rechtsprechung
  3. 2005
  4. BVerfG
BVerfG - Beschluß vom 19.04.2005
1 BvR 1644/00
Normen:
BGB § 2303 Abs. 1 § 2333 Nr. 1, 2 § 2345 Abs. 2 § 2339 Abs. 1 Nr. 1 ; GG Art. 14 Abs. 1 Satz 1 Art. 6 Abs. 1 ;
Fundstellen:
BVerfGE 112, 332
DNotZ 2006, 60
FamRZ 2005, 1441
FamRZ 2005, 872
JZ 2005, 1001
JuS 2005, 835
MDR 2005, 1052
NVwZ 2006, 79
ZEV 2005, 301
Vorinstanzen:
OLG Köln, vom 30.03.2000 - Vorinstanzaktenzeichen 1 U 108/98
LG Köln, KG, vom 08.10.1998vom 02.12.2002 - Vorinstanzaktenzeichen 15 O 411/95 - Vorinstanzaktenzeichen 26 U 4/02
LG Berlin, vom 27.11.2001 - Vorinstanzaktenzeichen 14 O 380/01

BVerfG - Beschluß vom 19.04.2005 (1 BvR 1644/00) - DRsp Nr. 2005/9663

BVerfG, Beschluß vom 19.04.2005 - Aktenzeichen 1 BvR 1644/00 - Aktenzeichen 1 BvR 188/03

DRsp Nr. 2005/9663

»1. Die grundsätzlich unentziehbare und bedarfsunabhängige wirtschaftliche Mindestbeteiligung der Kinder des Erblassers an dessen Nachlass wird durch die Erbrechtsgarantie des Art. 14 Abs. 1 Satz 1 in Verbindung mit Art. 6 Abs. 1 GG gewährleistet. 2. Die Normen über das Pflichtteilsrecht der Kinder des Erblassers (§ 2303 Abs. 1 BGB), über die Pflichtteilsentziehungsgründe des § 2333 Nr. 1 und 2 BGB und über den Pflichtteilsunwürdigkeitsgrund des § 2345 Abs. 2, § 2339 Abs. 1 Nr. 1 BGB sind mit dem Grundgesetz vereinbar. 3. Zu den verfassungsrechtlichen Anforderungen an die Auslegung des § 2333 Nr. 1 BGB.«

Normenkette:

BGB § 2303 Abs. 1 § 2333 Nr. 1, 2 § 2345 Abs. 2 § 2339 Abs. 1 Nr. 1 ; GG Art. 14 Abs. 1 Satz 1 Art. 6 Abs. 1 ;

Gründe:

A. Die Verfassungsbeschwerden betreffen Fragen des Pflichtteilsrechts.

I. 1. Nach § 2303 Abs. 1 BGB kann das Kind eines Erblassers, das durch Verfügung von Todes wegen von der Erbfolge ausgeschlossen ist, von dem Erben den Pflichtteil verlangen. Der mit dem Erbfall entstehende Pflichtteilsanspruch (§ 2317 Abs. 1 BGB) ist eine Geldforderung in Höhe der Hälfte des Wertes des gesetzlichen Erbteils (§ 2303 Abs. 1 Satz 2 BGB). Voraussetzung für die Pflichtteilsberechtigung ist, dass der Berechtigte ohne die letztwillige Verfügung zum gesetzlichen Erben berufen wäre.