BAG - Urteil vom 13.12.1995
4 AZR 567/94
Normen:
DDR: AGB § 14 Abs. 2, § 121; DDR: InkrG (Gesetz über die Inkraftsetzung von Rechtsvorschriften der Bundesrepublik Deutschland in der Deutschen Demokratischen Republik vom 21. Juni 1990, GBl DDR I S. 357); TVG § 4 Abs. 5 ; VWWSU (Staatsvertrag über die Schaffung einer Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion vom 18. Mai 1990, GBl DDR I S. 331, 332);
Fundstellen:
AuA 1996, 395
BB 1996, 1336
BB 1996, 163
BB 1996, 488
DB 1996, 47, 1427
NZA 1996, 1047
Vorinstanzen:
ArbG Chemnitz, vom 23.10.1992 - Vorinstanzaktenzeichen 5 Ca 5089/91
II. Landesarbeitsgericht Chemnitz - Urteil vom 28. Februar 1994 - 7 (1) Sa 80/93 -,

Außerkrafttreten eines Rahmenkollektivvertrages

BAG, Urteil vom 13.12.1995 - Aktenzeichen 4 AZR 567/94

DRsp Nr. 1996/21253

Außerkrafttreten eines Rahmenkollektivvertrages

»1. Bei der Anwendung des § 31 Nr. 3 InkrG auf Sachverhalte nach dem 30. Juni 1990 ist das Rechtsstaatsprinzip zu beachten, welches grundsätzlich das Vertrauen darauf schützt, daß die mit abgeschlossenen Tatbeständen verbundenen Rechtsfolgen anerkannt bleiben (Bestätigung der Rechtsprechung des Senats, Urteil vom 13. Juli 1994 - 4 AZR 400/93 - AP Nr. 11 zu § 1 TVG Tarifverträge: DDR, auch zur Veröffentlichung in der Amtlichen Sammlung vorgesehen). 2. Die echte Rückwirkung eines Gesetzes ist nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts ausnahmsweise dann zulässig, wenn das Vertrauen auf die Rechtslage hinsichtlich des abgeschlossenen Tatbestandes nicht schutzwürdig ist, z. B. weil der Bürger in dem Zeitpunkt, auf den das Gesetz zurückwirkt, mit einer Änderung der Rechtslage rechnen mußte (z. B. BVerfGE 13, 261, 272). 3. Die Ablösung eines Rahmenkollektivvertrages nach § 31 Nr. 3 InkrG durch Tarifrecht nach dem Tarifvertragsgesetz ist bei Eingriff in einen abgeschlossenen Tatbestand durch den ablösenden Tarifvertrag ein Fall der gesetzlichen Rückwirkung, da sowohl die Geltung des Rahmenkollektivvertrages als auch seine Außerkraftsetzung auf Gesetzen - der ehemaligen DDR - beruhte.