BAG - Urteil vom 05.03.1996
1 AZR 590/92 (A)
Normen:
BGB §§ 611a, 823, 847; BGB §§ 611a, 823, 847; EG-Richtlinie 76/207 (vom 9. Februar 1976) Art. 2; EG-Vertrag Art. 177 Abs. 3; GG Art. 3, 33 ; Gesetz zur Gleichstellung von Frau und Mann im öffentlichen Dienst des Landes Bremen (vom 20. November 1990 - GBl. 1990 S. 433) § 4;
Fundstellen:
AuA 1997, 132
BB 1996, 1332
BB 1996, 646, 1332
BB 1996, 646
DB 1996, 577, 2627
DRsp VI(604)205a-d
DStR 1996, 596
FamRZ 1996, 1211
MDR 1996, 937
NJW 1996, 2529
NVwZ 1996, 1247
NZA 1996, 751
Vorinstanzen:
ArbG Bremen, vom 05.12.1991 - Vorinstanzaktenzeichen 8 Ca 8034/91
LAG Bremen, vom 08.07.1992 - Vorinstanzaktenzeichen 2 Sa 322/91

Frauenförderung durch Quotenregelung und Europäisches Gemeinschaftsrecht

BAG, Urteil vom 05.03.1996 - Aktenzeichen 1 AZR 590/92 (A)

DRsp Nr. 1996/21242

Frauenförderung durch Quotenregelung und Europäisches Gemeinschaftsrecht

»1. Die Quotenregelung des Bremer Landesgleichstellungsgesetzes (§ 4 Abs. 2 LGG) ist mit dem Recht der Europäischen Gemeinschaft unvereinbar, weil sie weiblichen Bewerbern um eine Beförderungsstelle automatisch den Vorrang einräumt, wenn sie gleichqualifiziert sind wie männliche Mitbewerber. Die Regelung darf bei Auswahlentscheidungen nicht angewandt werden. 2. Die Gerichte der EU-Mitgliedstaaten sind verpflichtet, nationales Recht soweit als möglich gemeinschaftsrechtskonform auszulegen. Sie dürfen aber dabei den erkennbaren Willen des Gesetzgebers nicht verändern, sondern nur den Spielraum nutzen, den die allgemeinen Auslegungsregeln lassen. 3. Der Anspruch auf Schmerzensgeld wegen Verletzung des allgemeinen Persönlichkeitsrechts durch Diskriminierung wegen des Geschlechts setzt ein Verschulden des Arbeitgebers voraus (Bestätigung von BAGE 61, 209 und 220 = AP Nr. 5 und 6 zu § 611 a BGB). Eine gemeinschaftsrechtskonforme Auslegung der §§ 823, 847 BGB, wonach in Diskriminierungsfällen kein Verschulden erforderlich wäre, ist nicht möglich.