BFH - Urteil vom 15.06.2016
III R 6/16
Normen:
EStG § 64 Abs. 1; EStG § 64 Abs. 2 S. 1; EStG § 31 S. 1; VO Nr. 883/2004 Art. 67; VO Nr. 883/2004 Art. 68; VO Nr. 987/2009 Art. 60 Abs. 1 S. 2;
Vorinstanzen:
FG Berlin-Brandenburg, vom 21.02.2013 - Vorinstanzaktenzeichen 5 K 5041/11

Kindergeldberechtigung der in Deutschland lebenden polnischen Mutter eines in Polen mit dem Vater lebenden Kindes

BFH, Urteil vom 15.06.2016 - Aktenzeichen III R 6/16

DRsp Nr. 2016/16507

Kindergeldberechtigung der in Deutschland lebenden polnischen Mutter eines in Polen mit dem Vater lebenden Kindes

NV: Die Fiktion des Art. 60 Abs. 1 Satz 2 der VO Nr. 987/2009 kann dazu führen, dass der Anspruch auf Kindergeld nach §§ 62 ff. EStG nicht dem in Deutschland, sondern vorrangig dem im EU-Ausland lebenden Elternteil zusteht (Anschluss an die Senatsurteile vom 4. Februar 2016 III R 17/13, BFHE 253, 134, BStBl II 2016, 612, und vom 28. April 2016 III R 68/13).

1. Der in einem anderen EU-Mitgliedstaat lebende Elternteil kann gegenüber dem im Inland lebenden Elternteil nach § 64 Abs. 2 Satz 1 EStG i.V.m. Art. 67 der VO Nr. 883/2004, Art. 60 Abs. 1 Satz 2 der VO Nr. 987/2009 vorrangig kindergeldberechtigt sein, wenn er sein Kind dort in seinen Haushalt aufgenommen hat (Anschluss an BFH-Urteil vom 4. Februar 2016 III R 17/13, BFHE 253, 134, BStBl II 2016, 612). 2. Die nach Art. 67 der VO Nr. 883/2004 i.V.m. Art. 60 Abs. 1 Satz 2 der VO Nr. 987/2009 vorzunehmende Fiktion bewirkt, dass die Wohnsituation auf Grundlage der im Streitzeitraum im anderen EU-Mitgliedstaat gegebenen Verhältnisse (fiktiv) ins Inland übertragen wird. 3. Dem steht nicht entgegen, dass das Kindergeld Teil des Familienleistungsausgleichs (§ 31 EStG) ist und dass der Kindesvater selbst keinen Antrag auf Kindergeld in Deutschland gestellt hat.

Tenor