OLG Stuttgart - Beschluss vom 24.11.2009
8 W 462/09
Normen:
FGG -RG Art. 111 Abs. 1 S. 1; FamFG §§ 58 ff; NEhelG Art. 12 Abs. 1 § 10 Abs. 2 S. 1; EMRK Art. 8; EMRK Art. 14;
Fundstellen:
DNotZ 2010, 452
FGPrax 2010, 83
FamRB 2010, 117
FamRZ 2010, 674
JurBüro 2010, 100
ZEV 2010, 249
Vorinstanzen:
LG Not. Leutkirch - I NG 22/2009 - 30.10.2009,

Maßgebliches Verfahrensrecht im Erbscheinserteilungsverfahren

OLG Stuttgart, Beschluss vom 24.11.2009 - Aktenzeichen 8 W 462/09

DRsp Nr. 2009/26082

Maßgebliches Verfahrensrecht im Erbscheinserteilungsverfahren

1. In Nachlasssachen ist bei der Anwendung der Übergangsvorschrift des Art. 111 Abs. 1 Satz 1 FGG RG zu beachten, dass es sich bei dem Erbscheinserteilungsverfahren gem. § 2353 BGB um ein ausschließliches Antragsverfahren handelt, das erst durch den Eingang des Antrags beim Nachlassgericht eingeleitet wird. 2. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) hat am 28. Mai 2009 (FamRZ 2009, 1293) auf eine Individualbeschwerde entschieden, dass die in Art. 12 I § 10 Abs. 2 Satz 1 des Gesetzes über die rechtliche Stellung der nichtehelichen Kinder (NEhelG) enthaltene Regelung, nach der die vor dem 1. Juli 1949 geborenen nichtehelichen Kinder von der gesetzlichen Erbfolge nach ihrem Vater ausgeschlossen sind, gegen das Diskriminierungsverbot des Art. 14 i. V. m. Art. 8 EMRK verstößt. Die vorrangige Pflicht der deutschen Gerichte zu einer konventionsgemäßen Auslegung von Art. 12 I § 10 Abs. 2 Satz 1 NEhelG erfordert entsprechende Auslegungs- und Abwägungsspielräume, die bei der genannten Vorschrift nicht gegeben sein dürften. Zumindest zwingt der vorliegend zu beurteilende abweichende Sachverhalt nicht zu einer solchen Auslegung. Die Rechtsbeschwerde ist wegen der Problematik der "völkerrechtskonformen" Auslegung der Vorschrift zugelassen.«

Tenor: