BVerfG - Beschluß vom 03.07.2003
1 BvR 238/01
Normen:
GG Art. 12 Abs. 1 ; BORA § 3 ; BRAO § 43a ;
Fundstellen:
AnwBl 2003, 521
BB 2003, 2199
BRAK-Mitt 2003, 231
BVerfGE 108, 150
FamRZ 2003, 1539
JuS 2003, 1227
MDR 2003, 1081
Vorinstanzen:
BGH, vom 06.11.2000 - Vorinstanzaktenzeichen AnwZ (B) 3/00

Verfassungsmäßigkeit der Pflicht zur Mandatsniederlegung bei Sozietätswechsel eines Rechtsanwalts

BVerfG, Beschluß vom 03.07.2003 - Aktenzeichen 1 BvR 238/01

DRsp Nr. 2003/12541

Verfassungsmäßigkeit der Pflicht zur Mandatsniederlegung bei Sozietätswechsel eines Rechtsanwalts

»Zur Bedeutung der Berufsfreiheit beim Sozietätswechsel von Rechtsanwälten.«

Normenkette:

GG Art. 12 Abs. 1 ; BORA § 3 ; BRAO § 43a ;

Gründe:

A. Mit der Verfassungsbeschwerde wenden sich die Beschwerdeführer, die gemeinsam eine Anwaltskanzlei betreiben, gegen die von der zuständigen Rechtsanwaltskammer ausgesprochene und vom Bundesgerichtshof in der angegriffenen Entscheidung bestätigte Verpflichtung zur Niederlegung von Mandaten, nachdem sie einen Rechtsanwalt angestellt haben, der zuvor bei einer anderen Kanzlei beschäftigt war, die in Bezug auf diese Mandate die Gegenseite vertritt.

I. Die Mandatsniederlegung soll der Vermeidung einer widerstreitenden Interessenvertretung dienen. Das Verbot der Vertretung widerstreitender Interessen ist in § 43 a der Bundesrechtsanwaltsordnung (im Folgenden: BRAO), eingefügt durch Gesetz vom 2. September 1994 (BGBl I S. 2278), geregelt und in § 3 der Berufsordnung für Rechtsanwälte vom 29. November 1996 (BRAK-Mitt. 1996, S. 241; im Folgenden: BORA) näher ausgestaltet. Die Vorschriften lauten:

§ 43 a BRAO

Grundpflichten des Rechtsanwalts

(1) bis (3) ...

(4) Der Rechtsanwalt darf keine widerstreitenden Interessen vertreten.

(5) und (6) ...

§ 3 BORA

Widerstreitende Interessen, Versagung der Berufstätigkeit