BVerfG - Beschluß vom 06.06.1989
1 BvR 803/86; 1 BvR 1065/86
Normen:
BGB § 1376 Abs. 4 § 1378 Abs. 1 § 1381 § 1382 § 2049 Abs. 2 ; GG Art. 3 Abs. 1 Art. 6 Abs. 1 ;
Fundstellen:
BVerfGE 80, 170
AgrarR 1990, 106
BWNotZ 1989, 162
DNotZ 1990, 302
DRsp I(165)204c
EzFamR BGB § 1376 Nr. 3
FamRZ 1989, 939
Information StW 1989, 453
MDR 1989, 1074
MittBayNot 1989, 318
NJW 1989, 3211
NJW-RR 1990, 130
Vorinstanzen:
AG Syke, vom 03.10.1985 - Vorinstanzaktenzeichen 4 F 318/82
OLG Celle, vom 16.06.1986 - Vorinstanzaktenzeichen 19 UF 210/85
AG Tecklenburg, vom 26.10.1984 - Vorinstanzaktenzeichen 1 F 82/82
OLG Hamm, vom 15.07.1986 - Vorinstanzaktenzeichen 9 UF 685/84

Verfassungsrechtliche Prüfung des Zugewinnausgleichs in der Landwirtschaft

BVerfG, Beschluß vom 06.06.1989 - Aktenzeichen 1 BvR 803/86; 1 BvR 1065/86

DRsp Nr. 1994/2526

Verfassungsrechtliche Prüfung des Zugewinnausgleichs in der Landwirtschaft

»Es verstößt gegen Art. 3 Abs. 1 in Verbindung mit Art. 6 Abs. 1 GG, den Zugewinnausgleich gemäß § 1376 Abs. 4 BGB auf der Grundlage des Ertragswertverfahrens durchzuführen, wenn nicht damit gerechnet werden kann, daß der Eigentümer oder ein Abkömmling den landwirtschaftlichen Betrieb weiterführen oder wieder aufnehmen wird, sondern allenfalls ein entfernterer Verwandter.«

Normenkette:

BGB § 1376 Abs. 4 § 1378 Abs. 1 § 1381 § 1382 § 2049 Abs. 2 ; GG Art. 3 Abs. 1 Art. 6 Abs. 1 ;

Gründe:

A. Die Verfassungsbeschwerden richten sich gegen gerichtliche Entscheidungen, die den Zugewinnausgleich in der Landwirtschaft betreffen.

I. 1. Nach § 1363 Abs. 1 BGB in der Fassung des Gleichberechtigungsgesetzes vom 18. Juni 1957 (BGBl. I S. 609) leben Ehegatten im Güterstand der Zugewinngemeinschaft, wenn sie nicht durch Ehevertrag etwas anderes vereinbaren. Wird der gesetzliche Güterstand auf andere Weise als durch den Tod eines Ehegatten beendet, so wird der Zugewinn nach den Vorschriften der §§ 1373 bis 1390 BGB ausgeglichen (§ 1372 BGB). Bei Scheidung der Ehe ist als Zeitpunkt für die Berechnung des Zugewinns die Rechtshängigkeit des Scheidungsantrags maßgebend (§ 1384 BGB).