BVerfG - Beschluß vom 07.05.1991
1 BvL 32/88
Normen:
BGB § 1626 § 1705 § 1723, BGB § 1736 § 1738 Abs. 1 ; GG Art. 6 Abs. 1, Abs. 2 Satz 1, Abs. 4, Abs. 5 Art. 100 Abs. 1 ;
Fundstellen:
BVerfGE 84, 168
DAVorm 1991, 425
DRsp I(167)382a-b
DVBl 1991, 826
DÖV 1991, 838
EuGRZ 1991, 244
EzFamR BGB § 1738 Nr. 1
EzFamR GG Art. 6 Nr. 15
FPR 1995, 22
FPR 1996, 249
FamRZ 1991, 913
FuR 1991, 221
JuS 1991, 1055
MDR 1991, 639
MittBayNot 1991, 221
NJ 1991, 367
NJW 1991, 1944
NJW-RR 1991, 1090
Rpfleger 1991, 310
StAZ 1991, 221
ZfJ 1991, 421
Vorinstanzen:
AG Hamburg, vom 16.09.1988 - Vorinstanzaktenzeichen 113 X K 15575

Verfassungswidrige Auslegung des § 1738 Abs. 1 BGB

BVerfG, Beschluß vom 07.05.1991 - Aktenzeichen 1 BvL 32/88

DRsp Nr. 1992/23

Verfassungswidrige Auslegung des § 1738 Abs. 1 BGB

»1. Es verstößt gegen Art. 6 Abs. 2 GG, daß die gemeinsame Ausübung der elterlichen Sorge durch den Vater und die Mutter eines nichtehelichen Kindes nach dessen Ehelicherklärung selbst dann von Gesetzes wegen ausgeschlossen ist, wenn die Eltern mit dem Kind zusammenleben, beide bereit und in der Lage sind, die elterliche Verantwortung gemeinsam zu übernehmen, und dies dem Kindeswohl entspricht."b. "Mit Art. 6 Abs. 5 GG ist es nicht vereinbar, die mit der Ehelicherklärung verbundenen rechtlichen Vorteile nichtehelichen Kindern, welche mit Mutter und Vater zusammenleben und von beiden Eltern betreut werden, entweder zu verweigern oder nur mit der Rechtsfolge zu ermöglichen, daß die Mutter das Recht und die Pflicht zur Ausübung der elterlichen Sorge verliert.«

Normenkette:

BGB § 1626 § 1705 § 1723, BGB § 1736 § 1738 Abs. 1 ; GG Art. 6 Abs. 1, Abs. 2 Satz 1, Abs. 4, Abs. 5 Art. 100 Abs. 1 ;

Gründe:

Die Vorlage betrifft die Verfassungsmäßigkeit des § 1738 Abs. 1 BGB, nach dem die Mutter eines nichtehelichen Kindes das Recht und die Pflicht zur Ausübung der elterlichen Sorge ausnahmslos verliert, wenn das Kind für ehelich erklärt wird.