BVerfG - Urteil vom 25.02.1975
1 BvF 1/74; 1 BvF 2/74; 1 BvF 3/74; 1 BvF 4/74; 1 BvF 5/74; 1 BvF 6/74
Normen:
BVerfGG § 35 ; GG Art. 1 Abs. 1, Abs. 2 Art. 2 Abs. 2 S. 1 ; StGB § 176 § 177 § 178 § 179 § 218 § 218a § 218b § 219 ;
Fundstellen:
BVerfGE 39, 1
BayVBl 1975, 273
DVBl 1975, 254
DÖV 1975, 237
EuGRZ 1975, 126
FamRZ 1975, 262
JR 1975, 453
JZ 1975, 205
NJW 1975, 573
ZfSH 1975, 106
ZfSH 1975, 138

Verfassungswidrigkeit der Regelungen zum Schwangerschaftsabbruch

BVerfG, Urteil vom 25.02.1975 - Aktenzeichen 1 BvF 1/74; 1 BvF 2/74; 1 BvF 3/74; 1 BvF 4/74; 1 BvF 5/74; 1 BvF 6/74

DRsp Nr. 1994/2789

Verfassungswidrigkeit der Regelungen zum Schwangerschaftsabbruch

»1. Das sich im Mutterleib entwickelnde Leben steht als selbständiges Rechtsgut unter dem Schutz der Verfassung (Art. 2 Abs. 2 Satz 1, Art. 1 Abs. 1 GG). Die Schutzpflicht des Staates verbietet nicht nur unmittelbare staatliche Eingriffe in das sich entwickelnde Leben, sondern gebietet dem Staat auch, sich schützend und fördernd vor dieses Leben zu stellen.2. Die Verpflichtung des Staates, das sich entwickelnde Leben in Schutz zu nehmen, besteht auch gegenüber der Mutter.3. Der Lebensschutz der Leibesfrucht genießt grundsätzlich für die gesamte Dauer der Schwangeschaft Vorrang vor dem Selbstbestimmungsrecht der Schwangeren und darf nicht für eine bestimmte Frist in Frage gestellt werden.