BFH - Urteil vom 02.11.2022
I R 29/19
Normen:
KStG § 14 Abs. 1 S. 1 Nr. 3 S. 1; KStG § 14 Abs. 1 S. 1 Nr. 3 S. 2; KStG § 14 Abs. 1 S. 1 Nr. 3 S. 3; KStG § 14 Abs. 1 S. 1 Nr. 3 S. 4; AktG § 291; InsO § 80; InsO §§ 80ff; GewStG § 2 Abs. 2 S. 2; KStG 2006; KStG 2007; GewStG 2006; GewStG 2007;
Fundstellen:
BB 2023, 1180
BB 2023, 342
BFH/NV 2023, 463
DB 2023, 745
DB 2023, 992
DZWIR 2023, 529
FR 2023, 360
GmbHR 2023, 638
NZG 2023, 666
NZI 2023, 282
ZIP 2023, 365
ZInsO 2023, 583
Vorinstanzen:
FG Nürnberg, vom 11.12.2018 - Vorinstanzaktenzeichen 1 K 483/17

Steuerliche Anerkennung einer ertragsteuerrechtlichen Organschaft bei Insolvenz beider Parteien eines Gewinnabführungsvertrags vor Ablauf der Mindestvertragslaufzeit

BFH, Urteil vom 02.11.2022 - Aktenzeichen I R 29/19

DRsp Nr. 2023/2106

Steuerliche Anerkennung einer ertragsteuerrechtlichen Organschaft bei Insolvenz beider Parteien eines Gewinnabführungsvertrags vor Ablauf der Mindestvertragslaufzeit

1. Die tatsächliche Durchführung des Gewinnabführungsvertrags ist Voraussetzung für die Anerkennung der körperschaftsteuerrechtlichen Organschaft (§ 14 Abs. 1 Satz 1 Nr. 3 Satz 1 KStG). Kann ein vorläufiger Jahresabschluss der Organgesellschaft wegen Insolvenz nicht mehr korrigiert werden und wäre bei zutreffender Anwendung der handelsrechtlichen Bilanzierungsgrundsätze im endgültigen Jahresabschluss ein anderes Ergebnis auszuweisen, kann diese Nichtdurchführung des Gewinnabführungsvertrags ungeachtet der Insolvenz nicht in (analoger) Anwendung des § 14 Abs. 1 Satz 1 Nr. 3 Satz 2 KStG "geheilt" werden. 2. Kommt es während der Mindestvertragslaufzeit von fünf Jahren zur Nichtdurchführung des Gewinnabführungsvertrags, führt dies nicht nur zu einer Unterbrechung der körperschaftsteuerrechtlichen Organschaft für einzelne Veranlagungszeiträume, sondern insgesamt zu einer (rückwirkenden) Nichtanerkennung der körperschaftsteuerrechtlichen Organschaft.

Tenor

Auf die Revision des Klägers wird das Urteil des Finanzgerichts Nürnberg vom 11.12.2018 – 1 K 483/17 aufgehoben.

Die Sache wird an das Finanzgericht Nürnberg zur anderweitigen Verhandlung und Entscheidung zurückverwiesen.