BAG - Urteil vom 16.05.2019
6 AZR 329/18
Normen:
GG Art. 9 Abs. 3; AGG § 1; AGG § 3; AGG § 7 Abs. 1; InsO § 113 S. 1; InsO § 125 Abs. 1 S. 1; KSchG § 1 Abs. 2 S. 1 Var. 3; SGB IX § 81 Abs. 4 in der bis zum 31.12.2017 geltenden Fassung (ab 1. Januar 2018: § 164 Abs. 4); Manteltarifvertrag für die Metall- und Elektroindustrie Nordrhein-Westfalen (MTV) vom 18.12.2003 § 20 Nr. 4;
Fundstellen:
AP SGB IX 2018 § 164 Nr. 1
ArbRB 2019, 161
AuR 2019, 340
AuR 2019, 432
BAGE 166, 363
BB 2019, 1331
BB 2019, 2035
DZWIR 2019, 500
EzA KSchG § 4 n.F. Nr. 105
EzA SGB IX 2018 § 164 Nr. 1
EzA-SD 2019, 12
EzA-SD 2019, 13
MDR 2019, 1200
NJW 2019, 3538
NZA 2019, 1198
NZA-RR 2019, 566
NZI 2019, 661
NZI 2019, 818
NZI 2020, 321
Pressemitteilung des Bundesarbeitsgerichts Nr. 21 vom 16.05.2019
ZIP 2019, 1877
ZInsO 2019, 2015
Vorinstanzen:
LAG Hamm, vom 05.01.2018 - Vorinstanzaktenzeichen 16 Sa 1410/16
ArbG Hagen, vom 25.10.2016 - Vorinstanzaktenzeichen 4 Ca 881/16

Verfassungsmäßigkeit der Verdrängung eines tariflichen Sonderkündigungsschutzes bei Kündigung im InsolvenzfallAnspruch des schwerbehinderten Menschen auf Beschäftigung und Organisationsentscheidung des ArbeitgebersWeiterbeschäftigung des schwerbehinderten Menschen auf einem anderen freien Arbeitsplatz

BAG, Urteil vom 16.05.2019 - Aktenzeichen 6 AZR 329/18

DRsp Nr. 2019/8242

Verfassungsmäßigkeit der Verdrängung eines tariflichen Sonderkündigungsschutzes bei Kündigung im Insolvenzfall Anspruch des schwerbehinderten Menschen auf Beschäftigung und Organisationsentscheidung des Arbeitgebers Weiterbeschäftigung des schwerbehinderten Menschen auf einem anderen freien Arbeitsplatz

Der Arbeitgeber darf bis zur Grenze des Rechtsmissbrauchs eine unternehmerische Entscheidung treffen, welche den bisherigen Arbeitsplatz eines schwerbehinderten Menschen durch eine Organisationsänderung entfallen lässt. Die in § 164 Abs. 4 SGB IX (bis 31. Dezember 2017: § 81 Abs. 4 SGB IX aF) vorgesehenen Ansprüche schwerbehinderter Menschen sind lediglich bei der Prüfung einer Weiterbeschäftigungsmöglichkeit zu berücksichtigen. Orientierungssätze: 1. § 113 Satz 1 InsO verstößt nicht gegen Art. 9 Abs. 3 GG, soweit er einen tariflichen Sonderkündigungsschutz im Insolvenzfall verdrängt. Insoweit liegt unter Berücksichtigung der Interessen der anderen Gläubiger und des Gemeinwohls ein gerechtfertigter Eingriff in die Tarifautonomie vor. Die Fortgeltung tariflicher Bestandsschutzregelungen würde zu einer übermäßigen Belastung der Masse führen und etwaige Sanierungsmöglichkeiten gefährden (Rn. 23 ff.).