BGH - Urteil vom 04.03.2015
VIII ZR 166/14
Normen:
BGB § 242; BGB § 573 Abs. 2 Nr. 2;
Fundstellen:
BGHZ 204, 216
MDR 2015, 637
NJW 2015, 1590
NJW 2015, 6
ZMR 2015, 2
ZMR 2015, 923
Vorinstanzen:
AG Karlsruhe, vom 17.01.2014 - Vorinstanzaktenzeichen 4 C 371/13
LG Karlsruhe, vom 09.05.2014 - Vorinstanzaktenzeichen 9 S 39/14

Angemessenheit des Wohnbedarfs für den Vermieter bei einer Eigenbedarfskündigung

BGH, Urteil vom 04.03.2015 - Aktenzeichen VIII ZR 166/14

DRsp Nr. 2015/5685

Angemessenheit des Wohnbedarfs für den Vermieter bei einer Eigenbedarfskündigung

a) Die Gerichte haben grundsätzlich zu respektieren, welchen Wohnbedarf der Vermieter für sich oder seine Angehörigen als angemessen sieht. Sie sind daher nicht berechtigt, ihre Vorstellungen von angemessenem Wohnen verbindlich an die Stelle der Lebensplanung des Vermieters (oder seiner Angehörigen) zu setzen (im Anschluss an BVerfGE 79, 292, 304 f.; 89, 1, 9; NJW 1994, 995; NJW 1995, 1480, 1481; NJW-RR 1999, 1097, 1098).b) Der vom Vermieter geltend gemachte Wohnbedarf ist nicht auf Angemessenheit, sondern nur auf Rechtsmissbrauch zu überprüfen. Rechtsmissbräuchlich ist nicht schon der überhöhte, sondern erst der weit überhöhte Wohnbedarf. Die Wertung, ob der geltend gemachte Wohnbedarf weit überhöht ist, haben die Gerichte unter Abwägung der beiderseitigen Interessen anhand objektiver Kriterien unter konkreter Würdigung der Einzelfallumstände zu treffen (im Anschluss an BVerfGE 68, 361, 373 f.; BVerfG, NJW 1993, 1637, 1638; WuM 1993, 380, 384; NJW 1994, 995, 996; NJW 1994, 2605, 2606; NJW 1995, 1480 f.).