BGH - Beschluß vom 01.09.2004
XII ZR 73/01
Normen:
BGB § 138 Abs. 1 ; ZPO § 287 ;
Fundstellen:
GuT 2004, 238
Vorinstanzen:
OLG Dresden, vom 06.02.2001

Beurteilung der Sittenwidrigkeit durch einen Fachsenat des Oberlandesgerichts

BGH, Beschluß vom 01.09.2004 - Aktenzeichen XII ZR 73/01

DRsp Nr. 2004/14522

Beurteilung der Sittenwidrigkeit durch einen Fachsenat des Oberlandesgerichts

Will ein Fachsenat am Oberlandesgericht aufgrund eigener Sachkunde die objektiven Voraussetzungen der Sittenwidrigkeit ausschließen, so muss er den Parteien spätestens in der mündlichen Verhandlung die eigene Sachkunde darlegen und ihnen hierzu Gelegenheit zur Stellungnahme geben.

Normenkette:

BGB § 138 Abs. 1 ; ZPO § 287 ;

Gründe:

Die Rechtssache hat keine grundsätzliche Bedeutung. Die Revision hat im Endergebnis auch keine Aussicht auf Erfolg (vgl. § 554b ZPO a.F. in der Auslegung des Beschlusses des BVerfG vom 11. Juni 1980 - 1 PBvU 1/79 - BVerfGE 54, 277).

Zwar kann ein Fachsenat am Oberlandesgericht aufgrund eigener Sachkunde ggf. auch die objektiven Voraussetzungen der Sittenwidrigkeit ausschließen. Dann muß er den Parteien aber spätestens in der mündlichen Verhandlung die eigene Sachkunde darlegen und ihnen hierzu Gelegenheit zur Stellungnahme geben (BGH Urteile vom 20. Februar 1997 - VII ZR 231/95 - NJW-RR 1997, 1108; vom 6. Dezember 1995 - VIII ZR 270/94 - BGHR ZPO § 287 Beweiserhebung 3 und vom 15. Dezember 1994 - I ZR 121/92 - NJW 1995, 1677). Das Berufungsgericht ist aber zu Recht davon ausgegangen, daß der Mietvertrag nicht nach § 138 nichtig ist, weil es an den dafür erforderlichen subjektiven Tatbestandsvoraussetzungen fehlt (vgl. Senatsurteil vom 14. Juli 2004 - - zur Veröffentlichung bestimmt).