BAG - Urteil vom 26.11.2020
8 AZR 59/20
Normen:
RL 2000/78/EG Art. 5; SGB IX (i.d.F. bis 31.12.2017) § 81 Abs. 1; SGB IX (i.d.F. bis 31.12.2017) § 82 S. 2; SGB IX (i.d.F. ab 1.01.2018) § 164 Abs. 1; SGB IX (i.d.F. ab 1.01.2018) § 165 S. 3;
Fundstellen:
AP SGB IX § 82 Nr. 6
AuR 2021, 233
BAGE 173, 93
EzA AGG _ 22 Nr. 23
EzA SGB IX 2018 _ 165 Nr. 1
EzA-SD 2021, 12
NJW 2021, 1484
NZA 2021, 635
Vorinstanzen:
LAG Baden-Württemberg, vom 26.07.2019 - Vorinstanzaktenzeichen 7 Sa 15/19
ArbG Stuttgart, vom 16.01.2019 - Vorinstanzaktenzeichen 14 Ca 2090/18

Kein rechtswirksamer Verzicht des schwerbehinderten Bewerbers auf Einladung zum Vorstellungsgespräch beim öffentlichen Arbeitgeber

BAG, Urteil vom 26.11.2020 - Aktenzeichen 8 AZR 59/20

DRsp Nr. 2021/5093

Kein rechtswirksamer Verzicht des schwerbehinderten Bewerbers auf Einladung zum Vorstellungsgespräch beim öffentlichen Arbeitgeber

Die in § 82 Satz 2 SGB IX (in der bis zum 31. Dezember 2017 geltenden Fassung) bzw. § 165 Satz 3 SGB IX (in der ab dem 1. Januar 2018 geltenden Fassung) bestimmte Verpflichtung des öffentlichen Arbeitgebers, schwerbehinderte Stellenbewerber/innen zum Vorstellungsgespräch einzuladen, gehört zu den Pflichten des Arbeitgebers, mit denen kein individueller Anspruch bzw. kein individuelles Recht der jeweiligen schwerbehinderten Bewerber/innen auf eine Einladung korrespondiert, auf den bzw. auf das diese rechtswirksam verzichten könnten. Orientierungssätze: 1. Nach § 82 Satz 2 SGB IX in der bis zum 31. Dezember 2017 geltenden Fassung (im Folgenden aF) bzw. § 165 Satz 3 SGB IX in der ab dem 1. Januar 2018 geltenden Fassung (im Folgenden nF) besteht für öffentliche Arbeitgeber die Pflicht, schwerbehinderte, nicht offensichtlich fachlich ungeeignete Bewerber/innen zu einem Vorstellungsgespräch einzuladen (Rn. 25). 2. Der Verstoß des Arbeitgebers gegen diese und weitere Vorschriften, die Verfahrensund/oder Förderpflichten zugunsten schwerbehinderter Menschen enthalten, kann die Vermutung der Benachteiligung wegen der (Schwer)Behinderung iSv. § 22 AGG begründen (Rn. 25).