BVerfG - Urteil vom 14.02.1989
1 BvR 1131/87
Normen:
BGB § 564b Abs. 2 Nr. 3, S. 1 ; GG Art. 14 Abs. 1 ;
Fundstellen:
BVerfGE 79, 283
AP Nr. 34 zu Art. 14 GG
BayVBl 1989, 432
BBauBl 1989, 144
BVerfG, HdM Nr. 15
DB 1989, 572
DRsp I(133)361c-e
DWW 1989, 77
EuGRZ 1989, 130
Grundeigentum 1989, 297
JZ 1989, 536
MDR 1989, 517
NJW 1989, 972
WM 1989, 346
WuM 1989, 118
ZMR 1989, 136
Vorinstanzen:
LG München II, vom 04.08.1987 - Vorinstanzaktenzeichen 2 S 484/87

Verfassungsrechtliche Anforderungen an eine sog. Verwertungskündigung

BVerfG, Urteil vom 14.02.1989 - Aktenzeichen 1 BvR 1131/87

DRsp Nr. 1992/135

Verfassungsrechtliche Anforderungen an eine sog. Verwertungskündigung

»1. Es ist mit der Eigentumsgarantie vereinbar, daß der Gesetzgeber in § 564b Abs. 2 Nr. 3 Satz 1 BGB das Kündigungsrecht des Vermieters von Wohnraum davon abhängig gemacht hat, daß ihn die Fortsetzung des Mietverhältnisses an einer angemessenen wirtschaftlichen Verwertung des Grundstücks hindert und er dadurch erhebliche Nachteile erleidet.2. Art. 14 Abs. 1 Satz 1 GG verbietet, den beabsichtigten Verkauf eines Grundstücks vom Anwendungsbereich des § 564b Abs. 2 Nr. 3 Satz 1 BGB auszunehmen und eine Kündigung erst dann durchgreifen zu lassen, wenn der Eigentümer andernfalls in Existenznot gerät.«

Normenkette:

BGB § 564b Abs. 2 Nr. 3, S. 1 ; GG Art. 14 Abs. 1 ;

Gründe:

A. Die Verfassungsbeschwerde richtet sich gegen ein Urteil, mit dem eine auf § 564 b Abs. 2 Nr. 3 BGB gestützte Räumungsklage abgewiesen worden ist.

I. § 564 b Abs. 1 BGB gestattet es dem Vermieter nur dann, einen Mietvertrag über Wohnraum zu kündigen, wenn er ein berechtigtes Interesse an der Beendigung des Mietverhältnisses hat. Abs. 2 der Vorschrift nennt drei Beispielsfälle. Die hier maßgebliche Vorschrift lautet wie folgt:

§ 564 b Abs. 2 BGB

Als ein berechtigtes Interesse des Vermieters an der Beendigung des Mietverhältnisses ist es insbesondere anzusehen, wenn

1. ...

2. ...