BVerfG - Beschluß vom 13.02.1974
2 BvL 11/73
Normen:
GG Art. 72 Abs. 1 Art. 74 Nr. 1 ; PresseG (Pressegesetz) Hamburg § 22 Abs. 1 ; StPO § 53 Abs. 1 Nr. 5 ;
Fundstellen:
BVerfGE 36, 314
MDR 1974, 555
NJW 1974, 743
Vorinstanzen:
LG Hamburg - Beschluß vom 24.05.1973 - (40) Qs 21/73,

Verfassungswidrigkeit des Zeugnisverweigerungsrechts nach hamburgischen Presserecht

BVerfG, Beschluß vom 13.02.1974 - Aktenzeichen 2 BvL 11/73

DRsp Nr. 1994/2802

Verfassungswidrigkeit des Zeugnisverweigerungsrechts nach hamburgischen Presserecht

§ 22 Abs. 1 HambPresseG, der das in der StPO geregelte Zeugnisverweigerungsrecht von Presseangehörigen über den dortigen Rahmen hinaus für das Strafverfahren erweitert, ist mit dem Grundgesetz unvereinbar und daher nichtig.

Normenkette:

GG Art. 72 Abs. 1 Art. 74 Nr. 1 ; PresseG (Pressegesetz) Hamburg § 22 Abs. 1 ; StPO § 53 Abs. 1 Nr. 5 ;

Gründe:

A.

I. Das Zeugnisverweigerungsrecht der Presseangehörigen ist sowohl in der Strafprozeßordnung als auch in den Pressegesetzen der Länder geregelt.

§ 53 Abs. 1 Nr. 5 StPO in der Fassung vom 17. September 1965 (BGBl. I S. 1374) hat folgenden Wortlaut:

§ 53

(1) Zur Verweigerung des Zeugnisses sind ferner berechtigt

1. bis 4. ...

5. Redakteure, Verleger, Herausgeber, Drucker und andere, die bei der Herstellung oder Veröffentlichung einer periodischen Druckschrift mitgewirkt haben, über die Person des Verfassers, Einsenders oder Gewährsmanns einer Veröffentlichung strafbaren Inhalts, wenn ein Redakteur der Druckschrift wegen dieser Veröffentlichung bestraft ist oder seiner Bestrafung keine Hindernisse entgegenstehen;

§ 22 Abs. 1 des Hamburgischen Pressegesetzes (im folgenden: HambPresseG) vom 29. Januar 1965 (GVBl. I S. 15) lautet dagegen:

§ 22

Zeugnisverweigerungsrecht für Angehörige von Presse und Rundfunk