BVerfG - Urteil vom 14.12.1999
1 BvR 1327/98
Normen:
BORA § 1 Abs. 3 § 13 ; BRAO § 59b Abs. 2 Nr. 5 Buchstabe a, Nr. 8 ; GG Art. 12 Abs. 1 Satz 2 ; ZPO § 337 ;
Fundstellen:
AGS 2000, 100
AP Nr. 4 zu § 337 ZPO
AnwBl 2000, 122
BB 2000, 12
BGBl I 2000, 54
BRAK-Mitt 2000, 36
BVerfGE 101, 312
DAR 2000, 113
DVBl 2000, 553
EWiR 2000, 433
FamRZ 2000, 805
JuS 2000, 599
MDR 2000, 175
NJ 2000, 193
NJW 2000, 347
Rbeistand 2000, 13
VersR 2000, 520
Vorinstanzen:
AnwG Koblenz - 2 AG 1/98 - 15.06.98 - BRAK-Mitt 1998, 202,

Verfassungsmäßgikeit der Berufsordnung für Anwälte - Versäumnisurteil im Zivilprozess

BVerfG, Urteil vom 14.12.1999 - Aktenzeichen 1 BvR 1327/98

DRsp Nr. 2002/14660

Verfassungsmäßgikeit der Berufsordnung für Anwälte - Versäumnisurteil im Zivilprozess

Die Bundesrechtsanwaltsordnung ermächtigt nicht zum Erlaß von Satzungsrecht, das die Erwirkung eines Versäumnisurteils von einer vorherigen Ankündigung gegenüber dem gegnerischen Anwalt abhängig macht.

Normenkette:

BORA § 1 Abs. 3 § 13 ; BRAO § 59b Abs. 2 Nr. 5 Buchstabe a, Nr. 8 ; GG Art. 12 Abs. 1 Satz 2 ; ZPO § 337 ;

Gründe:

A.

Das Verfahren betrifft die Frage, ob Rechtsanwälte ergänzend zur Zivilprozeßordnung (ZPO) bei der Erwirkung von Versäumnisurteilen § 13 der Berufsordnung der Rechtsanwälte vom 10. Dezember 1996 (BRAK-Mitt. 1996, S. 241 - im folgenden: BORA) beachten müssen.

I.

1. Der Beschwerdeführer, ein Rechtsanwalt, vertrat einen Kläger in einem Zivilrechtsstreit vor dem Amtsgericht. Auch die beklagte Partei war anwaltlich vertreten. Zur mündlichen Verhandlung am 30. Mai 1997 erschien deren Prozeßbevollmächtigter nicht, obwohl der Termin in der Kanzlei notiert worden war; der Grund der Säumnis ist ihm nicht mehr erklärlich. Nach Aufruf der Sache wartete der Beschwerdeführer 15 Minuten und beantragte sodann ein Versäumnisurteil. Das Versäumnisurteil erging antragsgemäß.