BVerfG - Beschluß vom 07.07.1971
1 BvR 765/66
Normen:
GG Art. 14 Abs. 1 S. 1, S. 2 ; UrhG § 15 Abs. 1 § 46 ;
Fundstellen:
BVerfGE 31, 229
AP Nr. 22 zu Art 14 GG
DB 1971, 2103
DVBl 1971, 888
DÖV 1971, 861
JZ 1971, 773
JuS 1972, 153
MDR 1972, 23
NJW 1971, 2163

Verfassungswidrigkeit des § 46 UrhG

BVerfG, Beschluß vom 07.07.1971 - Aktenzeichen 1 BvR 765/66

DRsp Nr. 1996/8022

Verfassungswidrigkeit des § 46 UrhG

»1. Das Urheberrecht ist als Nutzungsrecht "Eigentum" im Sinne des Art. 14 Abs. 1 Satz 1 GG.2. Art. 14 Abs. 1 Satz 1 GG gebietet die grundsätzliche Zuordnung des wirtschaftlichen Wertes eines geschützten Werkes an den Urheber. Damit ist aber nicht jede nur denkbare Verwertungsmöglichkeit verfassungsrechtlich gesichert.Es ist Sache des Gesetzgebers, im Rahmen der inhaltlichen Ausprägung des Urheberrechts sachgerechte Maßstäbe festzulegen, die eine der Natur und sozialen Bedeutung des Urheberrechts entsprechende Nutzung und angemessene Verwertung sicherstellen (Art. 14 Abs. 1 Satz 2 GG).3. Das Interesse der Allgemeinheit an einem ungehinderten Zugang zu den Kulturgütern rechtfertigt es, daß geschützte Werke nach ihrem Erscheinen ohne Zustimmung des Urhebers in Sammlungen für den Kirchen-, Schul- und Unterrichtsgebrauch aufgenommen werden dürfen, nicht aber, daß der Urheber sein Werk hierfür vergütungsfrei zur Verfügung stellen muß (§ 46 UrhG).«

Normenkette:

GG Art. 14 Abs. 1 S. 1, S. 2 ; UrhG § 15 Abs. 1 § 46 ;

Gründe:

A.

Die Verfassungsbeschwerden richten sich gegen den am 1. Januar 1966 in Kraft getretenen § 46 des Gesetzes über Urheberrecht und verwandte Schutzrechte (Urheberrechtsgesetz) vom 9. September 1965 (BGBl. I S. 1273) -UrhG -.

I.