6.3 Anerkennung und Vollstreckung unterhaltsrechtlicher Entscheidungen

Autor: Dimmler

6.3.1 Vorbemerkung

Entscheidungen innerhalb der EU-Mitgliedstaaten wurden vormals gem. Art. 66 Abs. 1, Art. 76 i.V.m. Art. 38 EuGVVO (Brüssel I-VO, jetzt Brüssel Ia-VO) vollstreckt, soweit es sich um Klagen handelt, die nach dem Inkrafttreten am 01.03.2002 erhoben worden sind.

Zur Vereinfachung der Vollstreckung unbestrittener Forderungen (auch etwaiger Versäumnisbeschlüsse) existieren die EG-VO Nr. 805/2004 (Europäischer Vollstreckungstitel) seit dem 21.04.2004, die EG-VO Nr. 1896/2006 vom 12.12.2006 (Europäisches Mahnverfahren) sowie die EG-VO Nr. 861/2007 vom 11.07.2007 (Europäisches Bagatellverfahren).

Seit dem 18.06.2011 ist die EG-VO Nr. 4/2009 des Rats vom 18.12.2008 (EuUntVO, ABl EU 2009 L 7/1) zur erleichterten Durchsetzung von Unterhaltsansprüchen in der EU anzuwenden, wonach Entscheidungen in Unterhaltsfragen im jeweiligen durch das Haager Protokoll vom 23.11.2007 gebundenen Mitgliedstaat automatisch anerkannt werden (fehlendes Exequaturverfahren).

Praxistipp

Nach den Übergangsbestimmungen des Art. 75 Abs. 2 EuUntVO (vgl. dazu u.a. OLG Stuttgart, FamRZ 2012, ) ist allerdings ein förmliches Verfahren der Vollstreckbarerklärung bei vor dem 18.06.2011 ergangenen Entscheidungen bzw. zuvor eingeleiteten Verfahren nach wie vor erforderlich (OLG Karlsruhe, FamRZ 2014, ), unabhängig davon, ob es um Unterhaltszeiträume vor oder ab dem 18.06.2011 geht (BGH, Beschl. v. 23.09.2015 - , FamRZ 2015, [dazu Beispielsfall 81]; Anm. , FamRB 2015, 449).