BVerfG - Urteil vom 03.04.2001
1 BvR 81/98
Normen:
SGB XI §§ 26, 33 ;
Fundstellen:
AuA 2001, 229
DStR 2001, 804
NJW 2001, 1716
NZS 2001, 314
Vorinstanzen:
BSG, vom 06.11.1997 - Vorinstanzaktenzeichen 12 RP 1/96
LSG Rheinland-Pfalz, vom 01.08.1996 - Vorinstanzaktenzeichen L 5 P 1/96
SG Trier, vom 22.03.1996 - Vorinstanzaktenzeichen S 2 P 4/95

Zugang zur gesetzlichen Pflegeversicherung für Personen ohne Krankenversicherungsschutz

BVerfG, Urteil vom 03.04.2001 - Aktenzeichen 1 BvR 81/98

DRsp Nr. 2001/8637

Zugang zur gesetzlichen Pflegeversicherung für Personen ohne Krankenversicherungsschutz

»1. Es bestehen verfassungsrechtlich keine Bedenken, dass der Gesetzgeber die Versicherungspflicht in der Pflegeversicherung grundsätzlich an das Bestehen eines gesetzlichen oder privaten Krankenversicherungsschutzes geknüpft hat. 2. Es verstößt jedoch gegen den allgemeinen Gleichheitssatz, dass der Gesetzgeber gleichermaßen schutzbedürftige Personen ohne Krankenversicherungsschutz vom Zugang zur gesetzlichen Pflegeversicherung ausgeschlossen hat, die als Volksversicherung angelegt ist. Diesen Personen ist zumindest ein Beitrittsrecht einzuräumen.«

Normenkette:

SGB XI §§ 26, 33 ;

Gründe:

A. Die Verfassungsbeschwerde betrifft die Frage, ob Personen, die bei In-Kraft-Treten des Elften Buches Sozialgesetzbuch (SGB XI) keinen die Versicherungspflicht in der gesetzlichen Pflegeversicherung begründenden Tatbestand erfüllten, generell von dieser Versicherung ausgeschlossen werden durften.

I. 1. Der Gesetzgeber hat mit dem Gesetz zur sozialen Absicherung des Risikos der Pflegebedürftigkeit (Pflege-Versicherungsgesetz - PflegeVG) vom 26. Mai 1994 (BGBl I S. 1014) die rechtliche Grundlage für eine Versicherung geschaffen, die rund 98 % der Bevölkerung umfasst. Es ist dem Sozialgesetzbuch als Elftes Buch (SGB XI) angefügt worden (vgl. Art. 1 PflegeVG).