BVerwG - Urteil vom 18.05.1995
5 C 22.93
Normen:
BSHG § 77 Abs. 2, § 88 ;
Fundstellen:
DVBl 1995, 1191
DÖV 1995, 869
EzFamR BSHG § 88 Nr. 4
EzFamR aktuell 1995, 315
FEVS 46, 57
FamRZ 1995, 1348
FuR 1995, 312
MDR 1996, 864
NJW 1995, 3001
NVwZ 1996, 67
Vorinstanzen:
I. VG Braunschweig vom 13.2.1992 - Az.: VG 4 A 4236/90 - II. OVG Lüneburg vom 24.3.1993 - Az.: OVG 4 L 2065/92 -,

BVerwG - Urteil vom 18.05.1995 (5 C 22.93) - DRsp Nr. 1995/5644

BVerwG, Urteil vom 18.05.1995 - Aktenzeichen 5 C 22.93

DRsp Nr. 1995/5644

»Der Einsatz von Schmerzensgeld als Vermögen bedeutet für den Hilfesuchenden grundsätzlich eine Härte im Sinne von § 88 Abs. 3 BSHG

Normenkette:

BSHG § 77 Abs. 2, § 88 ;

Gründe:

I. Der 1962 geborene Kläger erlitt 1982 einen Verkehrsunfall mit schweren körperlichen, geistigen und seelischen Folgen (Hirnverletzung, Verlust des linken Beines u. a.). Seit 17. Juni 1988 war er in einer Werkstatt für Behinderte im Arbeitsbereich beschäftigt; dafür entstanden Kosten in Höhe von monatlich 1 254, 10 DM.

Den Antrag des Klägers auf Eingliederungshilfe, in dem er als monatliches Einkommen Versicherungsleistungen in Höhe von 1.050 DM als Unfallrente und in Höhe von 750 DM als Pflegegeld angab, lehnte der Landkreis G. im Namen des überörtlichen Trägers der Sozialhilfe mit Bescheid vom 2. Mai 1988 ab: Das vom Kläger angegebene Vermögen übersteige mit 102 063,45 DM aus einer Schmerzensgeldzahlung und mit 37500 DM aus Wertpapieren den Vermögensfreibetrag nach § 88 Abs. 2 Nr. 8 BSHG von 4500 DM. Es lägen auch keine Tatsachen vor, wonach der Einsatz des Vermögens eine Härte im Sinne des § 88 Abs. 3 BSHG bedeuten würde.

Mit notariellem Vertrag vom 28. Oktober 1988 schenkte der Kläger die Wertpapiere seinem Bruder aus Dank und zum Ausgleich dafür, daß dieser ihn jahrelang aufopfernd gepflegt und dabei eigene berufliche Interessen hintangesetzt habe.