BVerfG - Beschluß vom 29.10.1963
1 BvL 15/58
Normen:
BVersG § 32 Abs. 5 Nr. 6 ; GG Art. 6 Abs. 5 ;
Fundstellen:
BVerfGE 17, 148
AP Nr. 11 zu Art. 6 Abs. 5 GG Uneheliche Kinder
DÖV 1965, 274
DVBl 1964, 26
FamRZ 1964, 74
JZ 1964, 365
MDR 1964, 209
NJW 1964, 291
SGb 1964, 269
ZfF 1964, 74
ZfS 1964, 8
Vorinstanzen:
SG Augsburg, vom 20.03.1958 - Vorinstanzaktenzeichen KB 54/57

Verfassungsrechtliche Prüfung der Ansprüche nach dem BVersG im Hinblick auf nichteheliche Kinder

BVerfG, Beschluß vom 29.10.1963 - Aktenzeichen 1 BvL 15/58

DRsp Nr. 1996/7625

Verfassungsrechtliche Prüfung der Ansprüche nach dem BVersG im Hinblick auf nichteheliche Kinder

»1. Zur Auslegung des Art. 6 Abs. 5 GG2. Art. 6 Abs. 5 GG enthält die verfassungsgesetzliche Wertentscheidung, daß ein Kind nicht wegen seiner unehelichen Geburt benachteiligt werden darf.

Normenkette:

BVersG § 32 Abs. 5 Nr. 6 ; GG Art. 6 Abs. 5 ;

Gründe:

A.

I. 1. Das Reichsversorgungsgesetz vom 12. Mai 1920 (RGBl. S. 989) gewährte Schwerbeschädigten eine Kinderzulage nur für solche uneheliche Kinder, die vor der Anerkennung der Beschädigung erzeugt waren (§ 30 Abs. 2 Nr. 4). Motiv für diese Regelung war, daß ein Kindergeld für später erzeugte uneheliche Kinder "eine Prämie für die Erzeugung unehelicher Kinder" sei; "sittliche und moralische Gedanken" sprächen dagegen (Bericht des 7. Ausschusses der Verfassunggebenden Deutschen Nationalversammlung vom 26. April 1920, Aktenstück 2811 S. 3150).

2. Das Bundesversorgungsgesetz vom 20. Dezember 1950 (BGBl. S. 791) übernahm diese Regelung, ohne daß im Gesetzgebungsverfahren die Gründe erörtert wurden.