BGH vom 26.01.1973
V ZR 2/71
Normen:
ZPO § 422 ;
Fundstellen:
BGHZ 60, 275, 292
DRsp IV(415)61Nr. 1 zu § 422 ZPO

Rechtspflicht der Gemeinde zur Vorlage von Urkunden im Prozeß

BGH, vom 26.01.1973 - Aktenzeichen V ZR 2/71

DRsp Nr. 1996/14928

Rechtspflicht der Gemeinde zur Vorlage von Urkunden im Prozeß

Eine Gemeinde ist im Prozeß zur Vorlage eines Vermerkes oder einer Niederschrift verpflichtet, die im Rahmen der Ausübung eines gesetzlichen Vorkaufsrechts rechterhebliche Vorgänge in den Akten urkundlich festhält.

Normenkette:

ZPO § 422 ;

Hinweise:

Literatur zu § 422 ZPO : Gottwald, Zur Wahrung von Geschäftsgeheimnissen in Zivilprozessen, BB 1979, 1780.

Der Gegner ist zur Vorlegung der Urkunden nur unter den nachfolgenden Voraussetzungen verpflichtet:

a. Es muß ein Vorlegungsantrag i.S. des § 421 gestellt sein;

b. Der Prozeßgegner muß unmittelbarer Besitzer der Urkunde sein (ansonsten gilt § 426 ZPO);

c. Es muß ein Vorlegungsanspruch bestehen.

Ein materiell-rechtlicher Anspruch auf Vorlage besteht nach folgenden Vorschriften:

- § 432 ZPO (s. dort).

- materiell-rechtliche Ansprüche auf Herausgabe: §§ 371, 402, 985, 1144 BGB, Art. 50 WG, § 836 Abs. 3 ZPO.

- Ansprüche auf Vorlegung der Urkunde: §§ 809, 810, BGB 118, 166, 233 HGB 111 Abs. 2 AktG sowie § 259 Abs. 1 ZPO.

- zu ärztlichen Krankenpapieren s. BGH, NJW 1978, 2337 sowie Uhlenbruck, NJW 1980, 1339; Wasserburg, NJW 1980, 617; Daniels, NJW 1976, 345.

Die Prozeßförderungspflicht allein gewährt keinen materiell-rechtlichen Anspruch auf Vorlage von Urkunden im Prozeß.