VG Stuttgart - Beschluss vom 22.05.2020
11 K 345/20
Normen:
VwGO § 123 Abs. 5; VwGO § 80 Abs. 5; AufenthG § 58 Abs. 2 S. 2; AufenthG § 84 Abs. 1 S. 1 Nr. 1; GG Art. 6 Abs. 1; GG Art. 6 Abs. 2; BGB § 1600 Abs. 1 Nr. 2; BGB § 1600 Abs. 2; BGB § 1592 Nr. 3;

Aufenthaltsrecht; Schutz von Ehe und Familie; Leiblicher (biologischer) Vater; Rechtlicher Vater; Vaterschaftsanfechtung; Vaterschaftsfeststellung

VG Stuttgart, Beschluss vom 22.05.2020 - Aktenzeichen 11 K 345/20

DRsp Nr. 2022/1368

Aufenthaltsrecht; Schutz von Ehe und Familie; Leiblicher (biologischer) Vater; Rechtlicher Vater; Vaterschaftsanfechtung; Vaterschaftsfeststellung

Der (allein) biologische Vater, der nicht zugleich Vater im Rechtssinne ist, kann sich aufenthaltsrechtlich nicht auf Art. 6 Abs. 1 GG und Art. 6 Abs. 2 GG berufen. Das Gesetz eröffnet dem leiblichen Vater ein Anfechtungsrecht (§ 1600 Abs. 1 Nr. 2, Abs. 2 BGB) und damit ein Verfahren zur gerichtlichen Feststellung seiner rechtlichen Vaterschaft (§ 1592 Nr. 3 BGB i.V.m. § 182 Abs. 1 FamFG). Das genügt (Anschluss an BVerfG, Stattgebender Kammerbeschluss vom 12. August 2019 - 1 BvR 1742/18 -, juris, und an EGMR, Kautzor v. Deutschland, Urteil vom 22. März 2012, Nr. 23338/09 § 78 f.; Ahrens v. Deutschland, Urteil vom 22. März 2012, Nr. 45071/09 § 74 f.; K. v. Deutschland, Urteil vom 11. Dezember 2012, Nr. 11858/10 § 20, jeweils juris). Dass ein Ausländer, der biologischer Vater eines deutschen Kindes ist, diesen Weg nicht gehen will, weil er und seine Lebensgefährtin ihr Aufenthaltsrecht von der "ererbten" deutschen Staatsangehörigkeit des Kindes ableiten und nicht gefährden wollen, ist unerheblich.

Der Antrag, der Antragsgegnerin im Wege der einstweiligen Anordnung zu untersagen, aufenthaltsbeendende Maßnahmen gegen den Antragsteller zu ergreifen, wird abgelehnt.