BVerfG - Beschluß vom 14.07.1981
1 BvL 28/77; 1 BvL 48/79; 1 BvR 154/79; 1 BvR 170/80
Normen:
BGB § 1361 Abs. 1 § 1573 Abs. 2 § 1579 Abs. 2 ; GG Art. 2 Abs. 1 Art. 100 Abs. 1 ;
Fundstellen:
BVerfGE 57, 361
DAVorm 1981, 567
DAVorm 1981, 849
DAVorm 1982, 52
DRsp I(166)83a-b
DRsp I(166)84a-b
EuGRZ 1981, 362
FamRZ 1981, 745
JR 1981, 411
JuS 1982, 208
JZ 1981, 528
LSK-FamR/Hülsmann, § 1569 BGB LS 2
MDR 1981, 988
NJW 1981, 1771
Rpfleger 1981, 344
WM 1981, 864
ZblJugR 1981, 446
ZfSH 1981, 245
Vorinstanzen:
I. AG Pinneberg - Beschluß vom 29.11.1977 _ 48 F 269/77 EA 1,
II. AG Darmstadt - Beschluß vom 19.04.1979 _ 52 F 616/78 EA II,
III. AG Neustadt/Rbge. - Urteil vom 10.05.1978 _ 20 F 243/77,
OLG Celle, vom 19.12.1978 - Vorinstanzaktenzeichen 18 UF 113/78
OLG Frankfurt/Main, vom 16.01.1980 - Vorinstanzaktenzeichen 2 UF 77/79

Teilweise Verfassungswidrigkeit des § 1579 Abs. 2 BGB

BVerfG, Beschluß vom 14.07.1981 - Aktenzeichen 1 BvL 28/77; 1 BvL 48/79; 1 BvR 154/79; 1 BvR 170/80

DRsp Nr. 1994/2656

Teilweise Verfassungswidrigkeit des § 1579 Abs. 2 BGB

»1. Es ist mit dem Grundgesetz vereinbar, daß die Regelungen des Ersten Eherechtsreformgesetzes über die Unterhaltsansprüche getrennt lebender und geschiedener Ehegatten grundsätzlich unabhängig vom Trennungs- und Zerrüttungsverschulden gestaltet sind (§ 1361 Abs. 1 Satz 1, § 1569 BGB).2. § 1579 Abs. 2 BGB ist mit Art. 2 Abs. 1 GG nicht vereinbar, soweit danach die Anwendung der Härteklausel des § 1579 Abs. 1 BGB auch in besonders gelagerten Härtefällen ausgeschlossen ist.3. Der an den ehelichen Lebensverhältnissen ausgerichtete Aufstockungsunterhaltsanspruch eines erwerbstätigen geschiedenen Ehegatten (§ 1573 Abs. 2 BGB) verletzt den Verpflichteten nicht in seinen Grundrechten.4. Der Gesetzgeber war verfassungsrechtlich nicht gehindert, das neue Unterhaltsrecht auch für Ehen einzuführen, die vor dem 1. Juli 1977 geschlossen wurden.«

Normenkette:

BGB § 1361 Abs. 1 § 1573 Abs. 2 § 1579 Abs. 2 ; GG Art. 2 Abs. 1 Art. 100 Abs. 1 ;

Gründe:

A. Gegenstand der zur gemeinsamen Verhandlung und Entscheidung verbundenen Verfahren ist die Frage, ob Bestimmungen des seit dem 1. Juli 1977 geänderten Unterhaltsrechts für getrennt lebende und geschiedene Ehegatten sowie ihre Anwendung auf Ehen, die vor diesem Zeitpunkt geschlossen wurden, mit dem Grundgesetz vereinbar sind.