BAG - Urteil vom 24.08.2016
5 AZR 703/15
Normen:
AEntG § 9 S. 3; AEntG § 13; BGB § 306; BGB § 307 Abs. 1 S. 2; EFZG § 3 Abs. 1; Verordnung über zwingende Arbeitsbedingungen für die Pflegebranche (PflegeArbbV) vom 15.07.2010 § 2; Verordnung über zwingende Arbeitsbedingungen für die Pflegebranche (PflegeArbbV) vom 15.07.2010 § 4;
Fundstellen:
AP AEntG § 9 Nr. 1
AUR 2016, 477
ArbRB 2016, 257
BB 2016, 2164
BB 2016, 2932
BB 2017, 61
DB 2016, 14
DB 2016, 6
DStR 2016, 12
EzA-SD 2016, 11
EzA-SD 2016, 5
MDR 2016, 14
NJW 2016, 10
NZA 2016, 1539
NZA 2016, 7
NZA 2017, 14
Pressemitteilung des Bundesarbeitsgerichts Nr. 44 vom 24.08.2016
Vorinstanzen:
LAG Niedersachsen, vom 17.09.2015 - Vorinstanzaktenzeichen 6 Sa 1328/14
ArbG Braunschweig, vom 12.09.2014 - Vorinstanzaktenzeichen 3 Ca 253/14

Ausschlussfristen und MindestentgeltArbeitsvertragliche Verfallklausel und MindestentgeltanspruchTransparenzgebot bei vom Arbeitgeber gesetzten Allgemeinen Geschäftsbedingungen

BAG, Urteil vom 24.08.2016 - Aktenzeichen 5 AZR 703/15

DRsp Nr. 2016/14951

Ausschlussfristen und Mindestentgelt Arbeitsvertragliche Verfallklausel und Mindestentgeltanspruch Transparenzgebot bei vom Arbeitgeber gesetzten Allgemeinen Geschäftsbedingungen

Eine arbeitsvertragliche Verfallklausel, die auch den Anspruch auf das Mindestentgelt nach § 2 PflegeArbbV erfasst, verstößt im Anwendungsbereich dieser Verordnung gegen § 9 Satz 3 iVm. § 13 AEntG und ist insoweit nach § 134 BGB unwirksam. Orientierungssätze: 1. Der Anspruch auf das Mindestentgelt nach § 2 PflegeArbbV ist ein normativ begründeter Anspruch, der eigenständig neben andere Anspruchsgrundlagen tritt. 2. Eine nach Inkrafttreten der PflegeArbbV vom Arbeitgeber im Anwendungsbereich dieser Verordnung gestellte umfassende Verfallklausel stellt die Rechtslage irreführend dar und ist geeignet, den durchschnittlichen Arbeitnehmer davon abzuhalten, den Anspruch auf das Mindestentgelt nach § 2 PflegeArbbV durchzusetzen. Sie kann nicht dahingehend ausgelegt werden, der Anspruch auf das Mindestentgelt nach § 2 PflegeArbbV werde nicht erfasst. Die Klausel ist vielmehr insgesamt wegen Verstoßes gegen das Transparenzgebot (§ 307 Abs. 1 Satz 2 BGB) unwirksam. Ob für Altverträge eine einengende Auslegung möglich ist, hat der Senat nicht entschieden.