BGH - Urteil vom 16.05.2017
VI ZR 266/16
Normen:
BGB § 823 Abs. 2 S. 1; BGB § 830 Abs. 1 S. 1; BGB § 830 Abs. 2; StGB § 14 Abs. 1 Nr. 1; StGB § 15; StGB § 16; StGB § 17 S. 1; StGB § 27 Abs. 1; KWG § 1 Abs. 1 S. 1; KWG § 2 Nr. 1 2. Alt.; KWG § 32 Abs. 1 S. 1; KWG § 54 Abs. 1 Nr. 2;
Fundstellen:
AnwBl 2017, 1004
MDR 2017, 1011
NJW 2017, 2463
ZIP 2017, 1423
ZIP 2017, 56
Vorinstanzen:
AG Berlin-Schöneberg, vom 28.07.2015 - Vorinstanzaktenzeichen 15 C 477/13
LG Berlin, vom 25.05.2016 - Vorinstanzaktenzeichen 3 S 3/15

Beurteilung des Vorsatzes nach strafrechtlichen Maßstäben i.R.d. Schutzgesetzes als Strafnorm; Vermeidbarkeit eines Verbotsirrtums bei anwaltlicher Beratung; Schadensersatzanspruch wegen Beihilfe durch Mitwirkung an einem unerlaubten Bankgeschäft

BGH, Urteil vom 16.05.2017 - Aktenzeichen VI ZR 266/16

DRsp Nr. 2017/9277

Beurteilung des Vorsatzes nach strafrechtlichen Maßstäben i.R.d. Schutzgesetzes als Strafnorm; Vermeidbarkeit eines Verbotsirrtums bei anwaltlicher Beratung; Schadensersatzanspruch wegen Beihilfe durch Mitwirkung an einem unerlaubten Bankgeschäft

KWG § 1 Abs. 1, § 32 Abs. 1, § 54 Abs. 1 StGB § 17 Satz 1 a) Ist das Schutzgesetz im Sinne von § 823 Abs. 2 Satz 1 StGB eine Strafnorm, so muss der Vorsatz nach strafrechtlichen Maßstäben beurteilt werden. Dies gilt auch, falls das verletzte Schutzgesetz selbst keine Strafnorm ist, seine Missachtung aber unter Strafe gestellt wird. Führt ein unvermeidbarer Verbotsirrtum gemäß § 17 Satz 1 StGB zur Schuldlosigkeit, so schließt dies auch eine Haftung nach § 823 Abs. 2 BGB aus (Anschluss Senat, Urteile vom 15. Mai 2012 - VI ZR 166/11, NJW 2012, 3177; vom 10. Juli 1984 - VI ZR 222/82, NJW 1985, 134).b) Hält der Täter des § 54 KWG seine Geschäfte für rechtlich zulässig und nicht erlaubnispflichtig, so stellt dies aus strafrechtlicher Sicht einen Verbotsirrtum (§ 17 StGB) dar (Anschluss Senat, Urteil vom 15. Mai 2012 - VI ZR 166/11, NJW 2012, 3177).c) Zur Vermeidbarkeit eines Verbotsirrtums (§ 17 Satz 1 StGB) bei anwaltlicher Beratung.

Tenor

Auf die Revision des Klägers wird das Urteil der 3. Zivilkammer des Landgerichts Berlin vom 25. Mai 2016 aufgehoben.