BVerfG - Beschluß vom 14.11.1995
1 BvR 601/92
Normen:
BGB § 611 Abs. 1 ; GG Art. 9 Abs. 3 ;
Fundstellen:
AP Nr. 80 zu Art. 9 GG
AuA 1996, 430
AuR 1996, 151
BB 1996, 315
BB 1996, 590
BVerfGE 93, 352
BetrR 1996, 34
DB 1996, 1627
DRsp VI(636)55a
EWiR 1996, 357
EuGRZ 1996, 164
EzA Art. 9 GG Nr. 60
EzBAT § 13 BAT Nr. 37
EzBAT § 8 BAT Gewerkschaften Nr. 5
JA 1996, 838
JZ 1996, 627
JuS 1996, 931
MDR 1996, 561
NJW 1996, 1201
NVwZ 1996, 573
NZA 1996, 381
PersR 1996, 131
SAE 1996, 317
ZBR 1996, 180
ZIP 1996, 470
ZTR 1996, 118
ZfPR 1996, 77
Vorinstanzen:
BAG, vom 13.11.1991 - Vorinstanzaktenzeichen 5 AZR 74/91

Koalitionsfreiheit und Mitgliederwerbung

BVerfG, Beschluß vom 14.11.1995 - Aktenzeichen 1 BvR 601/92

DRsp Nr. 1996/19624

Koalitionsfreiheit und Mitgliederwerbung

»Der Schutz des Art. 9 Abs. 3 GG beschränkt sich nicht auf diejenigen Tätigkeiten, die für die Erhaltung und die Sicherung des Bestandes der Koalition unerläßlich sind; er umfaßt alle koalitionsspezifischen Verhaltensweisen. Dazu gehört die Mitgliederwerbung durch die Koalition und ihre Mitglieder.«

Normenkette:

BGB § 611 Abs. 1 ; GG Art. 9 Abs. 3 ;

Gründe:

A. Die Verfassungsbeschwerde betrifft eine Abmahnung, die vom Arbeitgeber des Beschwerdeführers ausgesprochen wurde, weil dieser während der Arbeitszeit für seine Gewerkschaft geworben hatte.

I. 1. Der Beschwerdeführer ist seit 1982 bei der Beklagten des Ausgangsverfahrens als Arbeitnehmer beschäftigt. Im März 1990, er war damals freigestellter Betriebsratsvorsitzender, händigte er einem Arbeitskollegen während dessen Arbeitszeit eine Druckschrift der Gewerkschaft Nahrung-Genuß-Gaststätten aus. Sie enthielt einen Überblick über die gewerkschaftlichen Leistungen und ein Beitrittsformular.