BVerfG - Beschluss vom 06.11.2019
1 BvR 16/13
Normen:
GG Art. 2 Abs. 1; GG Art. 1 Abs. 1; BGB § 823; BGB § 1004; GG Art. 5 Abs. 1;
Fundstellen:
AP GG Art. 2 Nr. 50
BB 2020, 1
BB 2020, 8
BVerfGE 152, 152
CR 2020, 30
DÖV 2020, 153
DÖV 2020, 374
EuZW 2019, 1021
GRUR 2020, 74
ITRB 2020, 28
JZ 2020, 189
MMR 2020, 99
NJW 2020, 300
NVwZ 2020, 53
StV 2020, 497
WRP 2020, 39
ZUM 2020, 58
Vorinstanzen:
BGH, vom 13.11.2012 - Vorinstanzaktenzeichen VI ZR 330/11

Verfassungsbeschwerde gegen eine zivilrechtliche Entscheidung des Bundesgerichtshofs; Verhältnis der Grundrechte des Grundgesetzes zur Charta der Grundrechte der Europäischen Union; Bedeutung des Zeitpunkts der Veröffentlichung für die verfassungsrechtliche Beurteilung von Presseberichten über Straftaten; Recht auf Vergessen bzw. Recht auf Vergessenwerden im Internet in Bezug auf die Berichterstattung mit namentlicher Nennung über eine in der Vergangenheit begangene Straftat; Ausgleich zwischen dem Schutz des allgemeinen Persönlichkeitsrechts und der Berichterstattung über Ereignisse von öffentlichem Interesse

BVerfG, Beschluss vom 06.11.2019 - Aktenzeichen 1 BvR 16/13

DRsp Nr. 2019/17237

Verfassungsbeschwerde gegen eine zivilrechtliche Entscheidung des Bundesgerichtshofs; Verhältnis der Grundrechte des Grundgesetzes zur Charta der Grundrechte der Europäischen Union; Bedeutung des Zeitpunkts der Veröffentlichung für die verfassungsrechtliche Beurteilung von Presseberichten über Straftaten; Recht auf Vergessen bzw. Recht auf Vergessenwerden im Internet in Bezug auf die Berichterstattung mit namentlicher Nennung über eine in der Vergangenheit begangene Straftat; Ausgleich zwischen dem Schutz des allgemeinen Persönlichkeitsrechts und der Berichterstattung über Ereignisse von öffentlichem Interesse

1.a) Unionsrechtlich nicht vollständig determiniertes innerstaatliches Recht prüft das Bundesverfassungsgericht primär am Maßstab der Grundrechte des Grundgesetzes, auch wenn das innerstaatliche Recht der Durchführung des Unionsrechts dient.b) Die primäre Anwendung der Grundrechte des Grundgesetzes stützt sich auf die Annahme, dass das Unionsrecht dort, wo es den Mitgliedstaaten fachrechtliche Gestaltungsspielräume einräumt, regelmäßig nicht auf eine Einheitlichkeit des Grundrechtsschutzes zielt, sondern Grundrechtsvielfalt zulässt. Es greift dann die Vermutung, dass das Schutzniveau der Charta der Grundrechte der Europäischen Union durch die Anwendung der Grundrechte des Grundgesetzes mitgewährleistet ist.