BVerfG - Urteil vom 18.07.1967
2 BvF 3/62; 2 BvF 4/62; 2 BvF 5/62; 2 BvF 6/62; 2 BvF 7/62; 2 BvF 8/62; 2 BvR 139/62; 2 BvR 140/62; 2 BvR 334/62; 2 BvR 335/62
Normen:
BSHG § 8 Abs. 2 S. 2 § 10 Abs. 2 S. 2, Abs. 4 § 73 Abs. 2, Abs. 3 § 93 Abs. 1 S. 2 § 96 Abs. 1 S. 2, S. 3, Abs. 2 S. 2 ; GG Art. 20 Abs. 1 Art. 30 Art. 80 Abs. 1 S. 2 Art. 83 Art. 84 Abs. 1 ; JWG § 2 Abs. 2 § 5 Abs. 1, Abs. 2, Abs. 3 § 7 § 8 Abs. 3 § 9 Abs. 2 § 12 Abs. 1, Abs. 2, Abs. 3 § 13 § 14 § 15 § 16 § 18 § 24 § 25 Abs. 1 § 37 S. 4 ;
Fundstellen:
BVerfGE 22, 180
AP Nr. 5 zu Art. 20 GG
BayVBl 1967, 343
DB 1967, 1419
DÖV 1967, 630
JZ 1967, 568
JuS 1968, 90
NJW 1967, 1795
ZfF 1967, 231
ZfS 1967, 264
ZfSH 1967, 254

Verfassungswidrigkeit der § 73 Abs. 2 und 3 und § 96 Abs. 1 S. 2 BSHG

BVerfG, Urteil vom 18.07.1967 - Aktenzeichen 2 BvF 3/62; 2 BvF 4/62; 2 BvF 5/62; 2 BvF 6/62; 2 BvF 7/62; 2 BvF 8/62; 2 BvR 139/62; 2 BvR 140/62; 2 BvR 334/62; 2 BvR 335/62

DRsp Nr. 1996/7798

Verfassungswidrigkeit der § 73 Abs. 2 und 3 und § 96 Abs. 1 S. 2 BSHG

»1. Das Sozialstaatsprinzip verpflichtet den Staat, für eine gerechte Sozialordnung zu sorgen. Es besagt jedoch nicht, daß der Gesetzgeber für die Verwirklichung dieses Zieles nur behördliche Maßnahmen vorsehen darf; es steht ihm frei, dafür auch die Mithilfe privater Wohlfahrtsorganisationen vorzusehen.2. Der Bund kann nach Art. 84 Abs. 1 GG im Rahmen seiner materiellen Gesetzgebungszuständigkeit die Einrichtung und das Verfahren kommunaler Behörden regeln, sofern dies für die Gewährleistung eines wirksamen Gesetzesvollzugs notwendig ist.3. Eine vor dem Inkrafttreten des Grundgesetzes erlassene Vorschrift, die zum Erlaß von Rechtsverordnungen ermächtigt, muß den Erfordernissen des Art. 80 Abs. 1 Satz 2 GG entsprechen, wenn das materielle Recht, zu dessen Durchführung die zu erlassenden Verordnungen dienen sollen, nach Inkrafttreten des Grundgesetzes wesentlich geändert worden ist.4. Die Wahrnehmung von Förderungsaufgaben durch den Bund fällt unter Art. 30, 83 GG. Sie ist, sofern dem Bund dafür vom Grundgesetz nicht ausdrücklich eine Verwaltungszuständigkeit eingeräumt ist, nur bei Aufgaben eindeutig überregionalen Charakters zulässig.