BVerwG - Urteil vom 16.05.1991
4 C 17.90
Normen:
GG Art. 14 Abs. 1 S. 1, 2, Abs. 2 ; Landesbauordnung Rheinland-Pfalz (1986) § 8, § 67 Abs. 3 Nr. 2;
Fundstellen:
BRS 52 Nr. 157
BVerwGE 88, 191
DÖV 1991, 886
JuS 1992, 440
NJW 1991, 3293
UPR 1991, 381
ZfBR 1991, 221
Vorinstanzen:
OVG Rheinland-Pfalz,
VG Koblenz,

BVerwG - Urteil vom 16.05.1991 (4 C 17.90) - DRsp Nr. 1996/9059

BVerwG, Urteil vom 16.05.1991 - Aktenzeichen 4 C 17.90

DRsp Nr. 1996/9059

»Das Abstandsflächenrecht in § 8 LBauO RP 1986 stellt eine Regelung im Sinne des Art. 14 Abs. 1 Satz 2 GG dar. Die bauordnungsrechtliche Befreiungsvorschrift des § 67 Abs. 3 Nr. 2 LBauO RP 1986 (Härteklausel) ist vor dem Hintergrund der eigentumsrechtlichen Gewährleistung einerseits und der Sozialpflichtigkeit des Eigentums andererseits auszulegen. Die ermöglicht es, die gemäß Art. 14 Abs. 1 Satz 1 GG zu beachtenden Belange des Grundeigentümers, die öffentlichen Interessen an einer sozialgerechten Ordnung und die Belange Dritter im Einzelfall in einen angemessenen Ausgleich zu bringen. Es kann eine "unbeabsichtigte Härte" im Sinne einer bauordnungsrechtlichen Befreiungsvorschrift darstellen, wenn geändertes (neues) Abstandsflächenrecht eine Nutzungsänderung eines in früherer Zeit legal errichteten Gebäudes verhindert. Eine Auslegung, nach der eine bauordnungsrechtliche Befreiungsvorschrift nur bodenrechtliche, d. h. grundstücksbezogene Interessen des Grundeigentümers erfaßt, steht mit Art. 14 Abs. 1 GG in Einklang. Ein Bestandsschutz, soweit damit eine eigenständige Anspruchsgrundlage gemeint sein soll, besteht nicht, wenn eine gesetzliche Regelung im Sinne des Art. 14 Abs. 1 Satz 2 GG vorhanden ist.«

Normenkette:

GG Art. 14 Abs. 1 S. 1, 2, Abs. 2 ; Landesbauordnung Rheinland-Pfalz (1986) § 8, § 67 Abs. 3 Nr. 2;
Vorinstanz: OVG Rheinland-Pfalz,
Vorinstanz: VG Koblenz,
Fundstellen