VGH Bayern - Urteil vom 26.07.2022
20 B 22.29
Normen:
GG Art. 2 Abs. 2 S. 2; VwGO § 44a; IfSG § 28 Abs. 1 S. 1-2; IfSG § 32 S. 1; BayVwVfG Art. 35;
Vorinstanzen:
VG Augsburg, vom 26.04.2021

Feststellung der Rechtswidrigkeit einer Anordnung der häuslichen Isolation als Kontaktpersonen der Kategorie I; Mitteilung des Gesundheitsamtes betreffend eine Absonderungspflicht als Sachentscheidung in der Form eines Verwaltungsaktes; Feststellung eines Ansteckungsverdachtes im Sinne des § 2 Nr. 7 IfSG zur Begründung einer Absonderungspflicht

VGH Bayern, Urteil vom 26.07.2022 - Aktenzeichen 20 B 22.29

DRsp Nr. 2022/12067

Feststellung der Rechtswidrigkeit einer Anordnung der häuslichen Isolation als Kontaktpersonen der Kategorie I; Mitteilung des Gesundheitsamtes betreffend eine Absonderungspflicht als Sachentscheidung in der Form eines Verwaltungsaktes; Feststellung eines Ansteckungsverdachtes im Sinne des § 2 Nr. 7 IfSG zur Begründung einer Absonderungspflicht

1. Die Mitteilung des Gesundheitsamtes, dass ein Betroffener aufgrund eines engen Kontakts zu einem bestätigten Fall von COVID-19 nach den aktuellen Kriterien des Robert Koch-Instituts Kontaktperson der Kategorie I gewesen ist und daher nach der Allgemeinverfügung des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege vom 18. August 2020 der Absonderungspflicht unterliegt, ist eine Sachentscheidung in der Form eines Verwaltungsaktes nach Art. 35 Satz 1 BayVwVfG und keine Verfahrenshandlung im Sinne des § 44a Satz 1 VwGO.2. Die Feststellung eines Ansteckungsverdachtes im Sinne des § 2 Nr. 7 IfSG zur Begründung einer Absonderungspflicht nach § 30 Abs. 1 Satz 2 IfSG stellt regelmäßig einen schwerwiegenden Grundrechtseingriff in Art. 2 Abs. 2 Satz 2 GG dar, welcher ein Feststellungsinteresse im Sinne des § 113 Abs. 1 Satz 4 VwGO begründet.3. § 30 Abs. 1 Satz 2 IfSG schließt als lex specialis die Anwendung der Generalklausel des § 28 Abs. 1 Satz 1 IfSG aus.