BGH - Urteil vom 03.08.2023
VII ZR 102/22
Normen:
BGB § 125; BGB § 242; HOAI § 7 Abs. 1; HOAI § 7 Abs. 3;
Fundstellen:
BauR 2023, 1984
MDR 2023, 1311
NJW 2023, 3574
NZBau 2023, 789
ZfBR 2023, 773
Vorinstanzen:
LG Hannover, vom 15.09.2021 - Vorinstanzaktenzeichen 14 O 211/20
OLG Celle, vom 27.04.2022 - Vorinstanzaktenzeichen 14 U 156/21

Treuwidrigkeit einer Abrechnung nach den Mindestsätzen der HOAI; Schutzwürdiges Vertrauen des Auftraggebers auf das vereinbarte niedrigere Honorar

BGH, Urteil vom 03.08.2023 - Aktenzeichen VII ZR 102/22

DRsp Nr. 2023/11161

Treuwidrigkeit einer Abrechnung nach den Mindestsätzen der HOAI; Schutzwürdiges Vertrauen des Auftraggebers auf das vereinbarte niedrigere Honorar

Erweist sich eine Abrechnung nach den Mindestsätzen der HOAI ausnahmsweise als treuwidrig, weil das Vertrauen des Auftraggebers auf das vereinbarte niedrigere Honorar schutzwürdig ist (vgl. BGH, Beschluss vom 14. Mai 2020 - VII ZR 174/19 Rn. 15 m.w.N., BGHZ 225, 297), liegen nicht zugleich die Voraussetzungen vor, unter denen der Architekt nach Treu und Glauben (§ 242 BGB) gehindert ist, sich auf das Fehlen einer schriftlichen und damit formwirksamen Vereinbarung bei Auftragserteilung (§ 7 Abs. 1 HOAI) zu berufen. Hierzu bedarf es Feststellungen dazu, dass dies zu einem schlechthin untragbaren Ergebnis führen würde und es daher gemäß § 242 BGB rechtsmissbräuchlich ist, sich auf die Formunwirksamkeit zu berufen (st. Rspr.; vgl. BGH, Urteil vom 26. Februar 2020 - XII ZR 51/19 Rn. 27, BGHZ 224, 370).

Tenor

Auf die Revision der Klägerin wird das Urteil des 14. Zivilsenats des Oberlandesgerichts Celle vom 27. April 2022 aufgehoben.

Die Sache wird zur neuen Verhandlung und Entscheidung, auch über die Kosten des Revisionsverfahrens, an einen anderen Senat des Berufungsgerichts zurückverwiesen.

Normenkette:

BGB § 125; BGB § 242; HOAI § 7 Abs. 1; HOAI § 7 Abs. 3;

Tatbestand