OLG Düsseldorf - Urteil vom 06.03.2023
9 U 149/19
Normen:
BGB § 994; BGB § 1001; BGB § 2205; BGB § 2206; ZPO § 287;
Vorinstanzen:
LG Düsseldorf, vom 10.04.2019 - Vorinstanzaktenzeichen 13 O 597/04

Grenzen der Befugnis des Testamentsvollstreckers zur Veräußerung eines Grundstücks

OLG Düsseldorf, Urteil vom 06.03.2023 - Aktenzeichen 9 U 149/19

DRsp Nr. 2023/7567

Grenzen der Befugnis des Testamentsvollstreckers zur Veräußerung eines Grundstücks

1. Ein Testamentsvollstrecker überschreitet seine Verpflichtungsbefugnis nach § 2206 Abs. 1 Satz 2 BGB durch Abschluss von Verträgen, die ihm oder seinen Kindern den Erwerb eines Nachlassgegenstandes zu 80 % des Verkehrswerts und unter zweijähriger Stundung des Kaufpreises ermöglichen sollen. Entsprechend sind dahingehende Verfügungsgeschäfte nach § 2205 Satz 3 BGB unwirksam.2. Den Wert eines Grundstücks kann ein Gericht nach pflichtgemäßem Ermessen gemäß § 287 Abs. 1 ZPO schätzen, nachdem es sich durch Einholung von Sachverständigengutachten eine Schätzungsgrundlage verschafft hat, auch wenn die Parteien mit den Ergebnissen der Beweisaufnahme nicht einverstanden sind und deren Fortsetzung wünschen.3. Der als Scheineigentümer im Grundbuch eingetragene bösgläubige Besitzer, der zur Zustimmung zur Grundbuchberichtigung und zur Herausgabe verpflichtet ist, hat gegen den Eigentümer keinen Anspruch hinsichtlich der Kosten, die er für den unwirksamen Erwerb hatte, weder aus § 812 Abs. 1 Satz 1 Var. 1 BGB noch aus §§ 994 Abs. 2, 670, 683 Satz 1 BGB.