BVerfG - Beschluß vom 04.05.1971
2 BvL 10/70
Normen:
GG Art. 19 Abs. 4 S. 1 Art. 74 Nr. 7 Art. 87 Abs. 3 S. 1 ; GjS § 1 Abs. 1, Abs. 2 Nr. 1 § 2 § 9 Abs. 1, Abs. 3 § 11 Abs. 1 § 15 Abs. 1, Abs. 2 § 15a Abs. 1 § 19 § 20 ; DVOGjS § 9 Abs. 1 ;
Fundstellen:
BVerfGE 31, 113
FamRZ 1971, 426
NJW 1971, 1559
Vorinstanzen:
VG Köln, vom 09.04.1970 - Vorinstanzaktenzeichen 8 K 1624/69

Verfassungsmäßigkeit des § 15 Abs. 1 GjS

BVerfG, Beschluß vom 04.05.1971 - Aktenzeichen 2 BvL 10/70

DRsp Nr. 1994/2846

Verfassungsmäßigkeit des § 15 Abs. 1 GjS

1. Die Materie "Verbreitung jugendgefährdender Schriften" fällt in den Kompetenzbereich des Art. 74 Nr. 7 GG. Daraus folgt, daß der Bund auch eine Bundesoberbehörde errichten konnte 8Art. 87 Abs. 3 S. 1 GG).2. Das Verfahren über die vorläufige Anordnung der Indizierung (§ 15 Abs. 1 GjS) verletzt nicht Vorschriften des Grundgesetzes; insbesondere verstößt es nicht gegen Art. 19 Abs. 4 GG.

Normenkette:

GG Art. 19 Abs. 4 S. 1 Art. 74 Nr. 7 Art. 87 Abs. 3 S. 1 ; GjS § 1 Abs. 1, Abs. 2 Nr. 1 § 2 § 9 Abs. 1, Abs. 3 § 11 Abs. 1 § 15 Abs. 1, Abs. 2 § 15a Abs. 1 § 19 § 20 ; DVOGjS § 9 Abs. 1 ;

Gründe:

A.

I.

1. Das Gesetz über die Verbreitung jugendgefährdender Schriften in der Fassung vom 29. April 1961 (BGBl. I S. 497) - GjS - beschränkt den Vertrieb, die Weitergabe und die Werbung für Schriften, die geeignet sind, Kinder oder Jugendliche sittlich zu gefährden. Jugendgefährdende Schriften sind in eine Liste aufzunehmen (§ 1 GjS). Die Aufnahme wird im Bundesanzeiger bekanntgemacht (§ 19 GjS).

2. Über die Aufnahme in die Liste entscheidet eine Bundesprüfstelle. Diese ist beim Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit gebildet. Gegen die Entscheidung der Bundesprüfstelle ist die Anfechtungsklage zu den Verwaltungsgerichten zulässig (§ 20 GjS).