BVerfG - Beschluß vom 26.01.1993
1 BvL 38/92; 1 BvL 40/92; 1 BvL 43/92
Normen:
GG Art. 1 Abs. 1 Art. 2 Abs. 1 Art. 3 Abs. 1, Abs. 3 Art. 100 Abs. 1 ; TSG § 1 Abs. 1 Nr. 3 § 8 ;
Fundstellen:
BVerfGE 88, 87
EuGRZ 1993, 100
EzFamR GG Art 3 Nr. 7
EzFamR aktuell 1993, 113
FamRZ 1993, 657
FuR 1993, 153
JuS 1993, 862
NJ 1993, 286
NJW 1993, 1517
NVwZ 1993, 663
StAZ 1993, 109
Vorinstanzen:
AG Flensburg, vom 20.08.1992 - Vorinstanzaktenzeichen 8 III 57/91
AG Hamburg, vom 07.09.1992 - Vorinstanzaktenzeichen 60 III 193/91
AG Berlin-Schöneberg, vom 14.10.1992 - Vorinstanzaktenzeichen 70 III 814/90

Verfassungswidrigkeit von § 1 TSG hinsichtlich der Vornamenänderung

BVerfG, Beschluß vom 26.01.1993 - Aktenzeichen 1 BvL 38/92; 1 BvL 40/92; 1 BvL 43/92

DRsp Nr. 1995/6725

Verfassungswidrigkeit von § 1 TSG hinsichtlich der Vornamenänderung

»Es ist mit Art. 3 Abs. 1 GG nicht vereinbar, Transsexuellen unter 25 Jahren die Vornamensänderung nach § 1 des Transsexuellengesetzes zu versagen, die älteren Transsexuellen gewährt wird.«

Normenkette:

GG Art. 1 Abs. 1 Art. 2 Abs. 1 Art. 3 Abs. 1, Abs. 3 Art. 100 Abs. 1 ; TSG § 1 Abs. 1 Nr. 3 § 8 ;

Gründe:

A. Die Vorlagen betreffen die Frage, ob es mit dem Grundgesetz vereinbar ist, daß § 1 des Transsexuellengesetzes eine Vornamensänderung vor Vollendung des 25. Lebensjahres ausschließt.

I. 1. Das Gesetz über die Änderung der Vornamen und die Feststellung der Geschlechtszugehörigkeit in besonderen Fällen (Transsexuellengesetz - TSG) vom 10. September 1980 (BGBl. I S. 1654) wurde nach dem Beschluß des Bundesverfassungsgerichts vom 11. Oktober 1978 (BVerfGE 49, 286) geschaffen, um der besonderen Situation Transsexueller Rechnung zu tragen. Neben einem Verfahren, in dem nach geschlechtsanpassender Operation die Änderung der Geschlechtszugehörigkeit festgestellt und die Vornamen geändert werden können ("große Lösung"), sieht das Gesetz die Möglichkeit vor, die Vornamen eines Transsexuellen zu ändern, ohne daß dieser sich zuvor operativen Eingriffen unterzogen hat ("kleine Lösung").