BVerfG - Beschluß vom 22.06.1995
2 BvL 37/91
Normen:
BewG § 1 Abs. 1 § 9 Abs. 1 § 17 Abs. 3 § 19 Abs. 1 Nr. 1 § 21 Abs. 1 Nr. 1 § 27 § 36 § 76 § 78 § 109 § 114 Abs. 1, Abs. 3 § 121a ; GG Art. 2 Abs. 1 Art. 3 Abs. 1 Art. 6 Abs. 1 Art. 12 Abs. 1 Art. 14 Abs. 1, Abs. 2 Art. 100 Abs. 1 ; VStG § 4 Abs. 1 Nr. 1 § 9 Nr. 1 § 10 Nr. 1 ;
Fundstellen:
BB 1995, 1779
BBauBl 1995, 810
BRAK-Mitt 1995, 205
BStBl II 1995, 655
BVerfGE 93, 121
BayVBl 1996, 145
DB 1995, 1740
DNotZ 1995, 763
DRsp V(510)158a
DStR 1995, 1345
DVBl 1995, 1078
DWW 1995, 305
EWiR 1995, 929
EuGRZ 1995, 370
EzFamR aktuell 1995, 365
FPR Service 10-1995 V
FamRZ 1995, 1264
FuR 1995, 239
GmbHR 1995, 668
HFR 1995, 536
Information StW 1995, 571
JZ 1996, 31
JuS 1996, 656
MDR 1995, 1000
NJ 1995, 523
NJW 1995, 2615
NVwZ 1995, 1197
SGb 1996, 119
StE 1995, 542
WM 1995, 1506
WiB 1995, 754
ZEV 1995 Beilage Heft 9
ZIP 1995, 1337
ZMR 1995, 543
Vorinstanzen:
FG Rheinland-Pfalz, vom 04.11.1991 - Vorinstanzaktenzeichen 5 K 2464/91

Verfasungswidrigkeit von § 10 Nr. 1 VStG

BVerfG, Beschluß vom 22.06.1995 - Aktenzeichen 2 BvL 37/91

DRsp Nr. 1995/6191

Verfasungswidrigkeit von § 10 Nr. 1 VStG

»1. Bestimmt der Gesetzgeber für das gesamte steuerpflichtige Vermögen einen einheitlichen Steuersatz, so kann eine gleichmäßige Besteuerung nur in den Bemessungsgrundlagen der je für sich zu bewertenden wirtschaftlichen Einheiten gesichert werden. Die Bemessungsgrundlage muß deshalb auf die Ertragsfähigkeit der wirtschaftlichen Einheiten sachgerecht bezogen sein und deren Werte in ihrer Relation realitätsgerecht abbilden.2. Die verfassungsrechtlichen Schranken der Besteuerung des Vermögens durch Einkommen- und Vermögensteuer begrenzen den steuerlichen Zugriff auf die Ertragsfähigkeit des Vermögens. An dieser Grenze der Gesamtbelastung des Vermögens haben sich die gleichheitsrechtlich gebotenen Differenzierungen auszurichten.3. Die Vermögensteuer darf zu den übrigen Steuern auf den Ertrag nur hinzutreten, soweit die steuerliche Gesamtbelastung des Sollertrages bei typisierender Betrachtung von Einnahmen, abziehbaren Aufwendungen und sonstigen Entlastungen in der Nähe einer hälftigen Teilung zwischen privater und öffentlicher Hand verbleibt.4. Unter Berücksichtigung der steuerlichen Vorbelastung des Vermögens muß der Steuergesetzgeber jedenfalls die wirtschaftliche Grundlage persönlicher Lebensführung gegen eine Sollertragsteuer abschirmen.