BVerfG - Beschluß vom 25.07.1962
2 BvR 174/62
Normen:
GG Art. 80 Abs. 1 Art. 103 Abs. 1 Art. 104 Abs. 1 S. 1 ; StVO (i.d.F. der VO zur Änderung der StVZO und der StVO vom 24.8.1953 - BGBl. I S. 1131 - und der Bekanntmachungen der StVZO vom 24.8.1953 - BGBl. I S. 1166 -, vom 29.3.1956 - BGBl. I S. 271 - und vom 6.12.1960 - BGBl. I S. 879) § 49 ;
Fundstellen:
BVerfGE 14, 254
BB 1962, 860
MDR 1962, 794
NJW 1962, 1563
VRS 23, 165
VerwRspr 15, 8
Vorinstanzen:
I. OLG Düsseldorf - Beschluß vom 19.02.1962 - (2) Ss 148/62,
OLG Oldenburg, vom 15.05.1962 - Vorinstanzaktenzeichen 1 Ss 91/62

Verfassungswidrigkeit des § 49 StVO

BVerfG, Beschluß vom 25.07.1962 - Aktenzeichen 2 BvR 174/62 - Aktenzeichen 2 BvR 355/62

DRsp Nr. 1995/8869

Verfassungswidrigkeit des § 49 StVO

1. Nach Art. 103 Abs. 2 GG kann eine Tat nur auf Grund eines förmlichen Gesetzes oder einer Rechtsverordnung bestraft werden, die auf Grund einer den Erfordernissen des Art. 80 Abs. 1 GG genügenden Ermächtigung ergangen ist. Der Gesetzgeber muß die Ermächtigung zur Strafandrohung im Gesetz unzweideutig aussprechen und dabei Inhalt, Zweck und Ausmaß der Ermächtigung so genau umreißen, daß die Voraussetzungen der Strafbarkeit und die Art der Strafe für den Bürger schon aus der Ermächtigung und nicht erst aus der auf sie gestützten Verordnung voraussehbar sind.2. Nach Art. 104 Abs. 1 Satz 1 GG muß der Gesetzgeber bei Androhung einer Freiheitsstrafe mit hinreichender Deutlichkeit selbst bestimmen, was strafbar sein soll, und Art und Maß der Freiheitsstrafe im förmlichen Gesetz festlegen. Er darf dem Verordnungsgeber nur die Spezifizierung des Straftatbestandes überlassen.

Normenkette:

GG Art. 80 Abs. 1 Art. 103 Abs. 1 Art. 104 Abs. 1 S. 1 ; StVO (i.d.F. der VO zur Änderung der StVZO und der StVO vom 24.8.1953 - BGBl. I S. 1131 - und der Bekanntmachungen der StVZO vom 24.8.1953 - BGBl. I S. 1166 -, vom 29.3.1956 - BGBl. I S. 271 - und vom 6.12.1960 - BGBl. I S. 879) § 49 ;

Gründe:

I.