BAG - Urteil vom 20.11.2012
1 AZR 611/11
Normen:
GG Art. 140 i.V.m. Art. 137 Abs. 3 WRV; GG Art. 9 Abs. 3; GG Art. 4 Abs. 1; GG Art. 4 Abs. 2; BGB § 1004; AEUV Art. 153 Abs. 5; AEUV Art. 267 Abs. 3; GRC Art. 28; EUV Art. 6 Abs. 3; EMRK Art. 9; EMRK Art. 11; ESC Art. 6; ILO-Übereinkommen Nr. 87; TVG § 4 Abs. 1; ZPO § 253 Abs. 2 Nr. 2;
Fundstellen:
ArbRB 2012, 357
ArbRB 2013, 111
AuR 2012, 500
AuR 2013, 227
AuR 2013, 322
BAG-Pressemitteilung Nr. 82/12
DB 2013, 9
EzA-SD 2012, 19
EzA-SD 2013, 15
MDR 2012, 14
NJW 2013, 1550
NZA 2012, 9
NZA 2013, 437
Vorinstanzen:
LAG Hamburg, vom 23.03.2011 - Vorinstanzaktenzeichen 2 Sa 83/10
ArbG Hamburg, vom 01.09.2010 - Vorinstanzaktenzeichen 28 Ca 105/10

Arbeitskampf in kirchlichen Einrichtungen - Zweiter Weg

BAG, Urteil vom 20.11.2012 - Aktenzeichen 1 AZR 611/11

DRsp Nr. 2012/22893

Arbeitskampf in kirchlichen Einrichtungen - Zweiter Weg

Entscheidet sich die Kirche, die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten ihrer Einrichtungen nur dann durch Tarifverträge auszugestalten, wenn eine Gewerkschaft zuvor eine absolute Friedenspflicht vereinbart und einem Schlichtungsabkommen zustimmt, sind Streikmaßnahmen zur Durchsetzung von Tarifforderungen unzulässig. Orientierungssätze: 1. Die Entscheidung der Kirche, ihre kollektive Arbeitsrechtsordnung auf der Grundlage des Tarifvertragsgesetzes zu regeln und dieses entsprechend dem Leitbild der Dienstgemeinschaft zu modifizieren, ist eine eigene Angelegenheit iSd. Art. 4 Abs. 1 und Abs. 2 iVm. Art. 140 GG und Art. 137 Abs. 3 WRV. 2. Entscheidet sich die Kirche dafür, bei einem Scheitern von Tarifverhandlungen mittels eines obligatorischen Schlichtungsverfahrens den Interessenkonflikt zu lösen, schließt das den Arbeitskampf zur Durchsetzung der wechselseitigen Tarifforderungen der Dienstgeberseite und der Gewerkschaften aus. Dies setzt aber ein Verfahren zum Ausgleich der strukturellen Verhandlungsschwäche der Arbeitnehmerseite voraus. Dieses muss geeignet sein, Verhandlungsblockaden zu lösen und die Einigungsbereitschaft der Dienstgeberseite zu fördern.