BAG - Urteil vom 26.05.2020
9 AZR 259/19
Normen:
RL 2003/88/EG Art. 7 Abs. 1; TVG § 5 Abs. 4 S. 1; BUrlG § 1; BUrlG § 3 Abs. 1; BUrlG § 7 Abs. 1; BUrlG § 7 Abs. 3; RTV für die gewerblichen Beschäftigten in der Gebäudereinigung v. 28.06.2011 (i.d.F. v. 08.07.2014) § 15 Nr. 2.1; RTV für die gewerblichen Beschäftigten in der Gebäudereinigung v. 28.06.2011 (i.d.F. v. 08.07.2014) § 15 Nr. 2.2 Buchst. b); RTV für die gewerblichen Beschäftigten in der Gebäudereinigung v. 28.06.2011 (i.d.F. v. 08.07.2014) § 15 Nr. 3.3 S. 2;
Fundstellen:
AP BUrlG § 7 Nr. 94
ArbRB 2020, 332
AuR 2020, 532
BB 2020, 2361
EzA BUrlG § 7 Nr. 150
EzA TVG § 4 Gebäudereinigungshandwerk Nr. 10
EzA-SD 2020, 15
NZA 2020, 1416
NZA-RR 2021, 173
Vorinstanzen:
LAG Berlin-Brandenburg, vom 07.12.2018 - Vorinstanzaktenzeichen 9 Sa 1718/18
ArbG Berlin, vom 03.08.2018 - Vorinstanzaktenzeichen 17 Ca 6536/18

Richtlinienkonforme Auslegung des § 7 Abs. 1 Satz 1 BUrlGMitwirkungsobliegenheit des Arbeitgebers an der Urlaubnahme des ArbeitnehmersDispositionsfreiheit der Tarifvertragsparteien bei Verfallsregelungen zum tariflichen Mehrurlaub

BAG, Urteil vom 26.05.2020 - Aktenzeichen 9 AZR 259/19

DRsp Nr. 2020/14200

Richtlinienkonforme Auslegung des § 7 Abs. 1 Satz 1 BUrlG Mitwirkungsobliegenheit des Arbeitgebers an der Urlaubnahme des Arbeitnehmers Dispositionsfreiheit der Tarifvertragsparteien bei Verfallsregelungen zum tariflichen Mehrurlaub

Orientierungssätze: 1. Die Befristung des Urlaubsanspruchs nach § 7 Abs. 3 BUrlG setzt grundsätzlich voraus, dass der Arbeitgeber seinen aus einem richtlinienkonformen Verständnis von § 7 Abs. 1 Satz 1 BUrlG resultierenden Mitwirkungsobliegenheiten bei der Verwirklichung des Urlaubsanspruchs genügt, indem er den Arbeitnehmer - erforderlichenfalls förmlich - auffordert, seinen Urlaub zu nehmen, und ihm klar und rechtzeitig mitteilt, dass der Urlaub mit Ablauf des Kalenderjahres oder Übertragungszeitraums verfällt, wenn er ihn nicht beantragt (Rn. 17). 2. Tarifvertragsparteien können Urlaubs- und Urlaubsabgeltungsansprüche, die den von Art. 7 Abs. 1 der Richtlinie 2003/88/EG gewährleisteten und von §§ 1, 3 Abs. 1 BUrlG begründeten Anspruch auf Mindestjahresurlaub von vier Wochen übersteigen, frei regeln. Dies schließt die Befugnis ein zu bestimmen, dass der tarifliche Mehrurlaub am Ende des Urlaubsjahres oder des Übertragungszeitraums verfällt, ohne dass der Arbeitgeber zuvor seinen Mitwirkungsobliegenheiten entsprochen hat (Rn. 22).