BVerfG - Urteil vom 09.06.2004
1 BvR 636/02
Normen:
GG Art. 125a Abs. 2 Satz 1 Art. 72 Abs. 2 ; LadSchlG § 3 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1, 3 ;
Fundstellen:
AuA 2004, 7
AuR 2004, 270
BVerfGE 111, 10
DB 2004, 1504
DVBl 2004, 889
GewArch 2004, 289
JuS 2004, 907
NJ 2004, 357
NJW 2004, 2363
NVwZ 2004, 1346
WM 2004, 1298
wrp 2004, 869
Vorinstanzen:
KG, vom 27.11.2001 - Vorinstanzaktenzeichen 5 U 6174/00
LG Berlin, vom 14.06.2000 - Vorinstanzaktenzeichen 97 O 227/99

Verfassungsmäßigkeit desVerbots der Ladenöffnung an Sonn- und Feiertagen

BVerfG, Urteil vom 09.06.2004 - Aktenzeichen 1 BvR 636/02

DRsp Nr. 2004/19232

Verfassungsmäßigkeit desVerbots der Ladenöffnung an Sonn- und Feiertagen

»1. Gilt ein Bundesgesetz gemäß Art. 125 a Abs. 2 Satz 1 GG als Bundesrecht fort, obwohl die Voraussetzungen des Art. 72 Abs. 2 GG in der seit 1994 maßgebenden Fassung nicht erfüllt sind, bleibt der Bundesgesetzgeber zur Änderung einzelner Vorschriften zuständig. Eine grundlegende Neukonzeption ist ihm jedoch verwehrt.2. Das grundsätzliche Verbot der Ladenöffnung an Sonn- und Feiertagen ist mit dem Grundgesetz vereinbar.3. Zur Verfassungsmäßigkeit der Vorschriften über den Ladenschluss an Werktagen.«

Normenkette:

GG Art. 125a Abs. 2 Satz 1 Art. 72 Abs. 2 ; LadSchlG § 3 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1, 3 ;

Gründe:

A. Das Verfahren betrifft das gesetzliche Verbot der Öffnung von Verkaufsstellen an Samstagen über die gesetzliche Ladenöffnungszeit hinaus sowie an Sonntagen.

I. Mit ihrer Verfassungsbeschwerde wendet sich die Beschwerdeführerin gegen ihre gerichtliche Verurteilung zur Unterlassung der Öffnung ihres Kaufhauses an Samstagen nach 16.00 Uhr sowie an Sonntagen auf der Grundlage von § 1 UWG und § 3 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 und 3 des Gesetzes über den Ladenschluss vom 28. November 1956 (BGBl I S. 875; im Folgenden: LadSchlG) in der Fassung des Gesetzes vom 30. Juli 1996 (BGBl I S. 1186).

Bei In-Kraft-Treten des Ladenschlussgesetzes in seiner ursprünglichen Fassung lautete dessen § 3 Abs. 1: