BVerfG - Urteil vom 14.04.1991
1 BvR 1341/90
Normen:
BVerfGG § 34a Abs. 3 § 90 Abs. 2 Satz 2 ; EinigungsV Art. 1 Art. 8 Art. 13 Abs. 1, Abs. 2, Abs. 3 Art. 20 Abs. 1, Anlage I Kapitel II B III Nr. 1, Anlage I Kapitel VIII A, Anlage I Kapitel XIX A III Nr. 1 Abs. 2 Satz 2, Satz 5, Abs. 3, Abs. 5 ; GG Art. 3 Abs. 1 Art. 6 Abs. 4 Art. 12 Abs. 1 Satz 2 Art. 14 Art. 23 Satz 2 Art. 33 Art. 130 Abs. 1 Satz 2 Art. 143 Abs. 1 ; Vertrag über die Schaffung einer Währungs- , Wirtschafts- und Sozialunion zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik vom 18. Mai 1990 (BGBl. II S. 537) Art. 26 Abs. 3 ;
Fundstellen:
AP Nr. 2 zu Art 38 Einigungsvertrag
AP Nr. 70 zu Art. 12 GG
BVerfGE 84, 133
BayVBl 1991, 494
DB 1991, 1021
DVBl 1991, 580
DtZ 1991, 243
DÖD 1991, 182
DÖV 1991, 603
EWiR 1991, 579
EuGRZ 1991, 133
EzA Art 13 Einigungsvertrag Nr. 1
EzBAT § 4 BAT Einigungsvertrag Nr. 1
FamRZ 1991, 667
JuS 1991, 954
LKV 1991, 239
NJ 1991, 278
NJW 1991, 1667
NVwZ 1991, 766
PersR 1991, 165
PersV 1991, 387
VR 1991, 307
ZBR 1991, 210
ZTR 1991, 254
ZfPR 1991, 117

Verfassungswidrigkeit des Einigungsvertrages - Grundrecht auf freie Wahl des Arbeitsplatzes - sog. Warteschleifenregelung

BVerfG, Urteil vom 14.04.1991 - Aktenzeichen 1 BvR 1341/90

DRsp Nr. 2002/14721

Verfassungswidrigkeit des Einigungsvertrages - Grundrecht auf freie Wahl des Arbeitsplatzes - sog. Warteschleifenregelung

»1. Das in Art. 12 Abs. 1 GG gewährleistete Grundrecht auf freie Wahl des Arbeitsplatzes schützt den Einzelnen in seinem Entschluß, eine konkrete Beschäftigungsmöglichkeit in dem gewählten Beruf zu ergreifen, beizubehalten oder aufzugeben. Dagegen ist mit der Wahlfreiheit kein Anspruch auf Bereitstellung eines Arbeitsplatzes eigener Wahl verbunden. 2. Wenn eine Regelung in die freie Wahl des Arbeitsplatzes mit ähnlicher Wirkung eingreift wie eine objektive Zulassungsschranke in die Freiheit der Berufswahl, ist sie nur zur Sicherung eines entsprechend wichtigen Gemeinschaftsguts unter Wahrung des Grundsatzes der Verhältnismäßigkeit zulässig. 3. Die Regelung des Einigungsvertrages, nach der Arbeitsverhältnisse von Beschäftigten bei abzuwickelnden öffentlichen Einrichtungen zum Ruhen gebracht und befristet werden, ist mit dem Grundgesetz unvereinbar und nichtig, soweit dadurch die Kündigungsvorschriften des Mutterschutzrechts durchbrochen werden. Die besondere Lage von Schwerbehinderten, älteren Arbeitnehmern, Alleinerziehenden und anderen in ähnlicher Weise Betroffenen muß bei der Besetzung von Stellen im öffentlichen Dienst berücksichtigt werden.«

Normenkette:

BVerfGG § 34a Abs. 3 § 90 Abs. 2 Satz 2 ;