BVerfG - Beschluß vom 09.03.1995
2 BvR 1437/93; 2 BvR 1757/93; 2 BvR 861/94
Normen:
DDR-EinwG § 11 § 12 ; DDR-StGB § 15 Abs. 2 § 16 Abs. 3 ; EGStGB Art. 315 ; Einigungs-Vertrag Anlage I Kap III A III Nr. 13 Buchst a, Kap III A IV Nr. 3 Buchst. d Doppelbuchst. aa; FGG § 70 ; GG Art. 2 Abs. 2 S. 2, S. 3 Art. 104 Abs. 1, Abs. 2 ; StGB § 2 § 63 § 67d Abs. 2 ; StPO § 463 ;
Fundstellen:
DtZ 1995, 436
FamRZ 1995, 1052
NJ 1995, 583
NStZ 1995, 399
NStZ 1996, 101
Vorinstanzen:
I. LG Berlin - Beschluß vom 20.03.1991 - 541 StVK 103/91 - 54 Js 1355/90,
II. KG - Beschluß vom 28.05.1993 - 1 AR 413/93 - 5 Ws 141/93,
LG Berlin, vom 31.07.1991 - Vorinstanzaktenzeichen 541 StVK 474/91
IV. KG - Beschluß vom 28.06.1993 - 5 Ws 97/93 NStZ 1994, 148,
V. LG Berlin - Beschluß vom 08.09.1993 - 541 StVK 145/93 - 54 Js 1355/90,
VI. KG - Beschluß vom 08.03.1994 - 1 AR 1281/93 - 5 Ws 383/93,

Unterbringung psychisch Kranker in den neuen Bundesländern

BVerfG, Beschluß vom 09.03.1995 - Aktenzeichen 2 BvR 1437/93; 2 BvR 1757/93; 2 BvR 861/94

DRsp Nr. 1995/7988

Unterbringung psychisch Kranker in den neuen Bundesländern

1. Für die Vollstreckung von Einweisungen in psychiatrische Krankenhäuser nach DDR-Recht fehlt im Einigungsvertrag eine ausdrückliche Überleitungsvorschrift. Dabei ist von der grundsätzlichen Entscheidung des Einigungsvertrags auszugehen, die Rechtslage von in der DDR verurteilten Straftätern und Untergebrachten nicht zu verschlechtern, weshalb sich die Gerichte mit der bis zum Wirksamwerden des Beitritts in der DDR bestehenden Rechtslage auseinandersetzen müssen.2. Entscheidungen über Einweisungen nach § 15 Abs. 2 oder § 16 Abs. 3 DDR-StGB i.V. mit § 11 DDR-EinwG stellten nach dem Recht der DDR keine der Unterbringung i.S. von § 63 StGB vergleichbare strafrechtliche Sanktion dar. Im DDR-StGB waren weder die Voraussetzungen noch die nähere Ausgestaltung und die Folgemaßnahmen einer Einweisung geregelt. Die Einweisung psychisch Kranker erfolgte ausschließlich nach Maßgabe von § 11 DDR-EinwG unter dem Gesichtspunkt der Gefahrenabwehr für den Betroffenen oder die Allgemeinheit, ohne daß Voraussetzung dafür die Begehung einer rechtswidrigen Straftat war.